408 Die Friedensschlüsse.
an Manteuffel, er möge bei Gortschakoff sondiren, ob Rußland,
falls es zwischen Preußen und Frankreich zum Kriege käme,
geneigt sein würde, durch diplomatischen Druck Osterreich zu
neutraler Ruhe zu nöthigen. Manteuffel antwortete: Gortscha-
koff will sich auf förmliche Versprechungen nicht einlassen;
jedesfalls aber können Sie gegen Frankreich fest auftreten-
So war Alles geschehen, um bei einer neuen kriegerischen
Verwicklung wenigstens eine feindliche Coalition gegen Preußen
zu verhüten.
Indessen war auch dieses Mal eine solche Vorsicht un-
nöthig. Denn weder Napoleon noch Franz Joseph hatten
den Gedanken, ihre Wünsche mit dem Schwerte geltend zu
machen, ja noch mehr, das Ungeschick der französischen Re-
gierung gab Bismarck die Möglichkeit, in Wien günstigere
Bedingungen zu stellen, als es Frankreich gewollt, und damit
einen neuen Schritt zur Erreichung seines alten Zieles, der Her-
stellung der Freundschaft zwischen Berlin und Wien, zu thun.
Die Männer, welche in Paris den letzten Auftrag an
Benedetti formulirt hatten, fühlten sich, wie wir sahen, nicht
gerade sicher über den Erfolg ihrer Zumuthungen an Preußen.
Offenbar wäre nun zur Unterstützung ihres Strebens kein
anderes Mittel wichtiger gewesen, als ein vertrautes Einver-
ständniß mit Osterreich. Allein Rouher und Genossen hatten
von jeher, im Gegensatz zu Drouyn de Lhuys, eine ita-
lienische Partei gebildet, und waren auch jetzt nicht gesonnen,
das Interesse ihrer alten Freunde zu opfern. Als demnach
in der Frage der Theilung der . österreichischen Staatsschuld
Graf Mensdorff den französischen Vorschlag ablehnte, wieder-
holte Frankreich denselben am 18. August in noch gesteigerter,
jede weitere Erörterung abschneidender Fassung. Dies Ver-