Ausgang der französisch-preußischen Unterhandlung. 411
Befreit von der Sorge, welche bisher Osterreich noch
hatte bereiten können, hielt es Bismarck jetzt für angemessen,
die Verhandlung mit Benedetti über die belgische Annexion
zum Schlusse zu bringen. Der Botschafter hatte am 23. August
nach Paris berichtet, mit welchen kritischen Bemerkungen und
eventuellen Vorschlägen Bismarck den französischen Antrag
begleitet hatte, und darauf eine Weisung vom 26. erhalten,
dieselben anzunehmen, und wenn möglich noch einige weniger
bedeutende Zusätze dem preußischen Minister zu empfehlen.
Benedetti brachte hierauf einen entsprechenden Vertragsentwurf
zu Papier, übergab denselben am 29. dem Ministerpräsidenten,
damit er ihn dem Könige zur Prüfung und Genehmigung
vorlege, und machte zugleich die Anzeige, daß er zu einer
Badecur nach Karlsbad abreise, und ihm die Entschließung
Sr. Mojestät dorthin nachzusenden bitte. So eben aber
hatte Bismarck ein Telegramm des Grafen Bernstorff aus
London erhalten, Lord Stanley erkläre ihm, daß Napoleon's
Explicationen über Belgiens völlige Sicherheit in jeder Hin-
sicht befriedigend seien: Bismarck nahm also den Vertrags-
entwurf nach Benedetti's Wunsch an sich, überraschte zugleich
aber den Botschafter durch die Frage, ob nicht Napoleon
solche Verhandlungen benutzen werde, um zwischen Preußen
und England Mißtrauen zu erregen. Benedetti berichtete
dies seiner Regierung mit sittlichem Unwillen: welchen Grad
des Zutrauens, schrieb er, können wir unsererseits Unter-
händlern schenken, bei welchen solche Erwägungen möglich
sind? Er dachte wieder an Manteuffel's Sendung, und
meinte, Preußen lehne die französische Allianz ab, weil es
bie russische sich erwirkt habe.
Was jene sittliche Entrüstung anging, so meldete Graf