34 Unterwerfung Norddeutschlands.
forderung richtete, die Frankfurter Versammlung zu verlassen,
mit Preußen ein neues Bündniß einzugehen und ihre Truppen
dem Könige zur Verfügung zu stellen: da gab es Bedenklichkeit
und Widerwillen genug, aber nur Meiningen und drei oder
vier der Kleinen wagten entschlossen Nein zu sagen. Zunächst
war alle Welt in größter Spannung über das Schicksal der
in Göttingen sich sammelnden hannover'schen Armee.
Dort herrschten wenig erfreuliche Zustände. Während
im Laufe des 17. Juni die einzelnen Bataillone und große
Massen von Recruten und Reservisten herbeiströmten, so daß
das Fußvolk eine Stärke von 15000, die Reiterei von 2200
Mann, die Artillerie von 1800 Mann mit 42 Geschützen
erreichte, zeigte sich die innere Schwäche dieses Heerwesens
in einem offen zur Sprache gebrachten Mißtrauen fast des
ganzen Officierscorps gegen die obere Leitung desselben. Der
König hatte den höchsten Befehl selbst ergriffen; bei seiner
Blindheit hatte dies die Folge, daß sein erster General-
adjutant, damals General von Tschirschnitz, thatsächlich die
entscheidende Instanz bildete. Amtlich sollte dann der älteste
der Generale, Gebser, das Obercommando mit General
Sichart als Chef des Generalstabs führen. Aber die Officiere
trauten keinem dieser Herren die Fähigkeit und Schneidigkeit
zu, sie durch die bedenklichen Verhältnisse siegreich hindurch
zu retten; sie brachten ihre Wünsche durch den Kronprinzen
an den König, und da die genannten Inhaber der Stellen
keinen scharfen Widerspruch erhoben, wurde der begehrte
Wechsel noch am 17. Juni vollzogen. Höchstcommandirender
wurde General von Arentschild, ein tüchtiger, über die
Mißlichkeit der Lage vollkommen klarer Officier, der nur mit
Widerstreben die gefährliche Würde übernahm. General-