Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Die hannover'sche Armee in Göttingen. 35 
adjutant, sowohl des Königs, als des Commandirenden, 
wurde Oberst Dammers, ein gescheidter Mann von lebhaftem, 
leicht aufbrausendem Temperament und unruhiger Geschäftig- 
keit, während der neue Chef des Generalstabs, Oberst Corde- 
mann, so wenig wie möglich einzugreifen bestrebt war. In 
einem Kriegsrathe über den weitern Felbzugsplan waren die 
Ansichten getheilt. Der König drängte auf unzögerlichen 
Weitermarsch gegen Süden, um sich mit den Bayern oder 
dem achten Bundescorps zu vereinigen!); die Generale da- 
gegen erklärten mit großer Bestimmtheit einige Tage Auf- 
enthalt für ganz unerläßlich, um die so tumultuarisch zu- 
sammengerafften Truppen einiger Maaßen operationsfähig 
auszurüsten. Und in der That, sie hatten Vieles für ihre 
Meinung anzuführen. Von den acht Batterien des Corps 
waren nur fünf bespannt, für die übrigen wurden Pferde erst 
beschafft, wie es eben ging. Der gleiche Mangel fand beim 
Train sowohl für die Munitions= als für die Proviant-- 
colonnen Statt; es fehlte vielfach an eisernen Beständen für 
die Regimenter und in höherem Grade an den erforderlichen 
Lazarethbedürfnissen. Der König gewährte also einige Tage 
Aufschub zur Beschaffung des Nothwendigsten: es geschah 
!1) So Meding Memolren I, 133. Diese Angaben zu bezweifeln, 
liegt kein Grund vor. 
Knporr, Feldzug in Westdeutschland, und nach ihm Andere, haben 
in gleichem Sinne sogar behauptet, wenn dieser Entschluß sofort ge- 
faßt worden wäre, so hätte die Armee, da General Beyer erst am 139. 
Cassel erreichte, ganz bequem auf der Eisenbahn nach Cassel und von 
dort nach Bebra fahren, und dann, durch keinen Gegner behelligt, nach 
Frankfurt marschiren können. Es ist dabei nur übersehen, daß schon 
am Abend des 18. ein preußisches Detachement die Friedrich-Wilhelms- 
Nordbahn bei Melsungen zerstört hotte.
	        
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