448 Innere Entwicklung.
denselben, welchen sofort die Bundescontingente der nord-
deutschen Kleinstaaten eingeordnet wurden. In absehbarer
Frist würde dazu ein viertes Armeecorps als das Contingent
des Königreichs Sachsen treten. Rechnete man dazu den
Ertrag der drei süddeutschen Allianzen, so konnte der Sieger
von Königgrätz sicher sein, mit beinahe verdoppelter Kraft
jeder neuen fremden Bedrohung entgegen zu treten.
Die bis dahin errungenen Grundlagen für den nord-
deutschen Bundesstaat waren in jeder Hinsicht zufrichen-
stellend. Aber ehe man an weitere Fortschritte denken konnte,
mußte noch ein Hinderniß besonderer Art aus dem Wege
geräumt werden. Noch immer befanden sich nämlich drei,
theils durch die Natur der Dinge, theils durch die Nikols-
burger und Prager Verträge zum Bunde gehörige Staaten
im officiellen Kriegsstande gegen Preußen, Reuß ältere
Linie, Sachsen-Meiningen, Königreich Sachsen. Die Fürstin-
Regentin, Caroline von Reuß zu Greiz, eine geborene
Prinzeß von Hessen-Homburg, war eine kräftige und ent-
schlossene Dame, welche am 14. Juni im Bundestag gegen
Preußen gestimmt und ihre Soldaten auf Befehl des Bundes-
tags nach Rastadt geschickt hatte. Von dem Eindruck der
Königgrätzer Schlacht, welcher Europa erschütterte, blieb
sie völlig unberührt, und lehnte jede preußische Aufforderung
zum Eintritt in den neuen Bund gelassen ab. Erdlich
verlor Bismarck die Geduld und verfügte Mitte August
die militärische Besetzung des Landes, oder mit andern
Worten, er sandte nach Greiz eine Einquartierung von
zwei Compagnien Infanterie. Noch vier Wochen hielt
Caroline aus; dann unterwarf sie sich, trat in den
norddeutschen Bund, und zahlte 100000 Thaler an die