Falckenstein vollzieht die Weisungen nicht. 41
Moltke's, und einige Stunden später ein formeller Befehl
des Königs, ein starkes Detachement aus allen Waffen-
gattungen schleunigst auf der Casseler Bahn nach Eisenach
zu schicken. Es wäre leicht zu machen gewesen, vermittelst
einer Bahnfahrt von Göttingen bis zu dem versperrten
Tunnel, dann kurzes Fußmarsches bis zu der Werra-Brücke,
dort Besteigung eines von Cassel entgegengesandten Zuges.
Aber trotz alledem blieb Falckenstein auf seinem Sinne. Er
berichtete sowohl an den König als an den Kriegsminister,
daß die Eisenbahn Göttingen-Cassel noch nicht hergestellt,
der königliche Befehl mithin unausführbar sei. Meine Ab-
sicht, sagte er, dem Feinde den Rückzug über Eisenach oder
Gotha zu verlegen, ist demnach gescheitert. Im Ubrigen
denke er, Göben und Manteuffel über Cassel nach Frankfurt,
Beyer aber von Otmannshausen nach Eisenach marschiren
zu lassen, wo er vielleicht noch einige hannover'sche Nach-
zügler abschneiden könne. Ich beabsichtige, schloß er, bei
Frankfurt das achte Bundescorps zu zersprengen, dadurch
die Rheinprovinz zu decken, Baden zu degagiren, die Bayern
von Sachsen und Böhmen abzuziehen.
So lagen am 23. Juni die Dinge auf preußischer Seite:
Göben und Manteuffel standen in und bei Göttingen, Beyer
gelangte nach Otmannshausen; zwei unbedeutende Abthei-
lungen hielten Gotha und Eisenach besetzt. Warum brachen
hier die 18000 Hannoveraner nicht durch?
Es ist wunderlich, an welchen Fäden zuweilen die Ge-
schicke der Menschen und der Staaten hängen. Auf die jetzt
folgenden Verhandlungen müssen wir etwas näher eingehen,
da sie vielfach zum Gegenstand entstellender und gehässiger
Darstellung gemacht worden sind.