58 Unterwerfung Norddeutschlands.
meldete, die Hannoveraner marschirten ostwärts auf Tenstedt
und Sömmerda, da telegraphirte König Wilhelm selbst an
Falckenstein: „Ich wiederhole Befehl durch General Moltke,
daß Sie alles Disponible concentriren, per Marsch und Eisen-
bahn, um Capitulation zu erzwingen. Conate que cocte.
Bayern sollen in Meiningen sein.“" Wie wenig Falckenstein
hiemit einverstanden war, geht aus seiner umgehend erlassenen
Antwort hervor: „Ew. Mojestät Befehl wird ausgeführt; ob
günstiger Erfolg möglich sein wird, ist nicht vorauszusehen.“
Seine Meinung war nach wie vor, daß Göben und Beyer
gegen die Hannoveraner nicht disponibel, und folglich Man-
teuffel und Flies des Sieges nicht absolut sicher seien. Für
den nächsten Tag, den 27. Juni, war nach dieser Auffassung
nichts zu unternehmen, da Manteuffel noch weit entfernt war.
Indessen kamen noch spät in der Nacht Herzog Ernst und
Oberst Döring nach Eisenach herüber, und erzählten, daß
nach den letzten Wahrnehmungen die Hannoveraner nach
Norden in Bewegung seien, vielleicht, um sich in den Schluchten
und Pässen des Harzes Deckung zu suchen. Falckenstein gab
darüber Manteuffel Nachricht, und befahl Flies, dem Abmarsch
der Hannoveraner zu folgen und gelegentlich ihren Nachtrab
anzugreifen. Als aber der Herzog zu diesem Zweck einige
Verstärkung für Flies erbat, wies Falckenstein ihn kurz ab,
er bedürfe seine Truppen bei Eisenach selbst zur Deckung
gegen die Bayern. Am Morgen des 27. erhielt er darauf jene
Ordre des Königs, die ihn zum provisorischen Gouverneur
von Kurhessen ernannte, und beschloß auf Grund derselben,
sich am Nachmittag nach Cassel zu begeben, obgleich der so-
fortige Brief an den hessischen General sich ebenso wohl auch
in Eisenach hätte schreiben und expediren lassen. Im Augen-