64 Unterwerfung Norddeutschlands.
Den angebotenen, mehrtägigen Waffenstillstand lehnte
General Flies ab. Als der hannover'sche Unterhändler da-
rauf mit sofortigem Angriff drohte, sagte Flies, er könne das
nur ergebenst anheim stellen. Er verfuhr dabei ganz im
Sinne seiner Regierung, welche jetzt nicht mehr von Bedenken,
Stillstand, Unterhandlung wissen wollte, sondern nach Flies'
telegraphischen Berichten gleich am Abend des 27. Juni an
Falckenstein, Göben und Manteuffel den uns bekannten kate-
gorischen Befehl absandte, ohne irgend welche Rücksicht auf
die Bayern, unzögerlich alle Kräfte gegen die Hannoveraner
in Bewegung zu setzen, und so rasch wie möglich die Capi-
tulation derselben zu erzwingen. Man war in Berlin nicht
wenig entrüstet über Falckenstein, der am 21. die Entsendung
von Truppen nach Gotha geweigert, am 23. den Marsch
nach Eisenach verschleppt, am 26. den Befehl zum Angriff
auf die Hannoveraner unausgeführt gelassen, und dadurch
das Mißgeschick von Langensalza veranlaßt hatte. Daß
Falckenstein nicht lange mehr in seiner jetzigen Stellung
bleiben solle, stand schon damals bei der obersten Heeres-
leitung fest. Am Morgen des 28. Juni setzten sich dann
endlich von allen Seiten her die preußischen Heersäulen in
Marsch; General Göben erreichte mit 12000 Mann von
Eisenach aus Groß-Behringen, und General Manteuffel mit
8000 von Mülhausen her Groß-Gottern, während Flies
mit 13000 Gotha bewachte, sie Alle in der Lage, sobald sich
an einem Punkte ein Gefecht entspänne, den Gegner in Flanke
und Rücken zu fassen. Jeder weitere Widerstand war hoff-
nungslos, die hannover'sche Armee hatte kaum noch für ein
Gefecht Munition, nur noch für einen Tag Lebensmittel; sie
war von doppelter Ubermacht umschlossen: und so, auf den