68 Custozza.
General Cialdini im Süden des untern Po bei Bologna und
Ferrara zusammenzog. Dazu kam eine Freiwilligenschaar unter
Garibaldi, ursprünglich auf 15.000 Mann berechnet, aber
durch den Eifer der italienischen Jugend bis auf 35000
herangewachsen. Endlich stellte das Königreich, im Rücken der
Feldarmee, noch über 150000 Mann als Ersatz-, Besatzungs-
und Garnison-Truppen auf, und setzte die Aushebungen für
die Bildung neuer vierter und fünfter Bataillone unermüdlich
sort. All diesen Massen gegenüber beschränkten sich die öster-
reichischen Streitkräfte in Venetien auf eine Feldarmee von
82000 Mann, zu welcher dann die Besatzungen des Festungs-
vierecks mit 30000 Mann kamen, während 13000 Mann
Südtirol und 16000 Mann Istrien und Friaul zu decken
hatten. Erzherzog Albrecht mußte unter diesen Umständen
darauf gefaßt sein, im Felde mindestens einer doppelten, ja
vielleicht einer dreifachen Übermacht entgegen zu treten, und
nichts war natürlicher, als daß die hochfluthende Erregung
des italienischen Volkes sich in leuchtenden Bildern glorreicher
Thaten wiegte. Der König theilte diese Stimmung seiner
Nation, und war bereit zu jedem kühnen Wagen, wenn es
irgend eine Möglichkeit des Erfolges in Aussicht stellte. In-
dessen beugte er sich der größern Erfahrung und der scheinbar
tiefen Sachkunde La Marmora's, und dieser war keineswegs
zu irgend einem Wagniß, sondern ganz und gar zu Behut-
samkeit und Vorsicht entschlossen. Bei aller Kaltblütigkeit im
Kugelregen war sein Muth zur Übernahme einer großen
Verantwortlichkeit nicht groß; nur bestimmte ihn dies nicht
wie den General Benedek zu einem Entlassungsgesuch, sondern
Oserrreichs Kämpfe II, 52. Vgl. daselbst Beilagen S. 18 über
die Stärke der Artillerie.