Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

74 Custozza. 
sondern auch die Ausscheidung Osterreichs aus dem deutschen 
Bunde hoöchst bedenklich erscheine, Beides aus demselben 
Grunde, der dann verstärkten Gefahr eines flavischen Über- 
gewichts in allen Landen diesseits und jenseits der Leitha. 
Er war also Gegner Österreichs in der ungarischen, aber 
Gegner Preußens in der deutschen Frage, und wie schließlich 
seine Entscheidung fallen würde, war schlechterdings nicht zu 
berechnen. Ging er aber nicht mit, so war der Plan ciner 
ungarischen Revolution ein windiges Nebelbild, zumal die 
Magyaren und die Croaten sich unter einander eben so 
gründlich haßten, wie Beide den Minister Belcredi. 
Indessen änderten sich in Berlin diese Auffassungen, 
als im Laufe des Mai der Krieg unvermeidlich erschien, 
während Napoleon's Haltung bedenklicher wurde, La Mar- 
mora wiederholt bei Usedom die Bewilligung der Grenzen 
von 1814 für Frankreich in Anregung brachte, und zugleich 
die Gerüchte über eine freiwillige Abtretung Venetiens an 
Italien immer bestimmter auftraten. Usedom berichtete da- 
rüber am 13. und 16. Mai: der Gedanle an eine friedliche 
Abfindung, mit Osterreich, welches dann seine Südarmee 
gegen Preußen verwenden könne, spuke wieder in Florenz; 
Osterreich, verbreite man, würde es in Venetien zu keinem 
weitern Kampfe kommen lassen; alle diese Umtriebe aber 
würden beseitigt sein, wenn man Italien zur Unterstützung 
des ungarischen Aufstandes bestimmen könne. Dagegen ließ 
sich nichts einwenden; Preußen war in der Lage, um Sein 
oder Nichtsein zu kämpfen, und namentlich von der Schnellig- 
keit der Entscheidung konnte das Schicksal der Monarchie ab- 
hängen. Osterreich, schrieb damals Moltke, hat ein zähes Leben; 
es kann zwei oder drei Schlachten ohne große Gefahr ver-
	        
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