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sondern auch die Ausscheidung Osterreichs aus dem deutschen
Bunde hoöchst bedenklich erscheine, Beides aus demselben
Grunde, der dann verstärkten Gefahr eines flavischen Über-
gewichts in allen Landen diesseits und jenseits der Leitha.
Er war also Gegner Österreichs in der ungarischen, aber
Gegner Preußens in der deutschen Frage, und wie schließlich
seine Entscheidung fallen würde, war schlechterdings nicht zu
berechnen. Ging er aber nicht mit, so war der Plan ciner
ungarischen Revolution ein windiges Nebelbild, zumal die
Magyaren und die Croaten sich unter einander eben so
gründlich haßten, wie Beide den Minister Belcredi.
Indessen änderten sich in Berlin diese Auffassungen,
als im Laufe des Mai der Krieg unvermeidlich erschien,
während Napoleon's Haltung bedenklicher wurde, La Mar-
mora wiederholt bei Usedom die Bewilligung der Grenzen
von 1814 für Frankreich in Anregung brachte, und zugleich
die Gerüchte über eine freiwillige Abtretung Venetiens an
Italien immer bestimmter auftraten. Usedom berichtete da-
rüber am 13. und 16. Mai: der Gedanle an eine friedliche
Abfindung, mit Osterreich, welches dann seine Südarmee
gegen Preußen verwenden könne, spuke wieder in Florenz;
Osterreich, verbreite man, würde es in Venetien zu keinem
weitern Kampfe kommen lassen; alle diese Umtriebe aber
würden beseitigt sein, wenn man Italien zur Unterstützung
des ungarischen Aufstandes bestimmen könne. Dagegen ließ
sich nichts einwenden; Preußen war in der Lage, um Sein
oder Nichtsein zu kämpfen, und namentlich von der Schnellig-
keit der Entscheidung konnte das Schicksal der Monarchie ab-
hängen. Osterreich, schrieb damals Moltke, hat ein zähes Leben;
es kann zwei oder drei Schlachten ohne große Gefahr ver-