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sondern auch die Befreiung Italiens von Frankreich erhoffte.
Als einige Tage nachher verlautete, daß im Hauptauartier ein
großer Kriegsrath noch einmal über den Feldzugsplan ver-
handeln sollte, reichte Usedom (ohne Bismarck's Vorwissen)
dem Minister am 17. Juni eine ausführliche Note ein, worin
er darlegte, daß Preußen einen gründlichen Krieg (une guerre
2 kond) zu führen gedenke und gleiche Energie von Italien
erwarte, also einen Feldzug, welcher am Po beginne und
an der Donau endige, welcher Garibaldi zur Erhebung
Ungarns aussende, und damit die österreichische Monarchie
in das Herz treffe. Ricasoli war von Grund der Seele
einverstanden, schickte sogleich eine Abschrift der Note an La
Marmora, und wiederholte drei Tage nachher, als dieser
nichts darüber vernehmen ließ, die Sendung. La Marmora
hatte die Note mit wahrem Ingrimm gelesen und sie dann,
ohne einem Menschen ein Wort davon zu sagen, in die
Tasche gesteckt. Später hat er sie in seinem Grolle gegen
Preußen drucken lassen, und durch ihren Inhalt bei gefühl-
vollen Legitimisten einen Sturm der Entrüstung erregt, der
lange Zeit hindurch das guerre à fond und frapper au cceur
als Schlagworte gegen Preußen verwerthete. Es bedarf da-
gegen keines Beweises, daß eine Kriegführung, die nicht gründ-
lich verfährt und nicht auf das Herz des Gegners zielt, eine
stupide ist. Über die Friedensbedingungen, welche dem nieder-
geworfenen Gegner zu bewilligen sind, ist damit nichts gesagt.
Wie wohl wäre es acht Tage später dem General La
Marmora gewesen, wenn er sich zu gründlicher Kriegführung
erhoben hätte.
Indessen, einstweilen ging der politisirende Feldherr seinen
Weg unbeirrt weiter. Wir hörten ihn erklären, daß er, der