Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

80 Custozza. 
sondern auch die Befreiung Italiens von Frankreich erhoffte. 
Als einige Tage nachher verlautete, daß im Hauptauartier ein 
großer Kriegsrath noch einmal über den Feldzugsplan ver- 
handeln sollte, reichte Usedom (ohne Bismarck's Vorwissen) 
dem Minister am 17. Juni eine ausführliche Note ein, worin 
er darlegte, daß Preußen einen gründlichen Krieg (une guerre 
2 kond) zu führen gedenke und gleiche Energie von Italien 
erwarte, also einen Feldzug, welcher am Po beginne und 
an der Donau endige, welcher Garibaldi zur Erhebung 
Ungarns aussende, und damit die österreichische Monarchie 
in das Herz treffe. Ricasoli war von Grund der Seele 
einverstanden, schickte sogleich eine Abschrift der Note an La 
Marmora, und wiederholte drei Tage nachher, als dieser 
nichts darüber vernehmen ließ, die Sendung. La Marmora 
hatte die Note mit wahrem Ingrimm gelesen und sie dann, 
ohne einem Menschen ein Wort davon zu sagen, in die 
Tasche gesteckt. Später hat er sie in seinem Grolle gegen 
Preußen drucken lassen, und durch ihren Inhalt bei gefühl- 
vollen Legitimisten einen Sturm der Entrüstung erregt, der 
lange Zeit hindurch das guerre à fond und frapper au cceur 
als Schlagworte gegen Preußen verwerthete. Es bedarf da- 
gegen keines Beweises, daß eine Kriegführung, die nicht gründ- 
lich verfährt und nicht auf das Herz des Gegners zielt, eine 
stupide ist. Über die Friedensbedingungen, welche dem nieder- 
geworfenen Gegner zu bewilligen sind, ist damit nichts gesagt. 
Wie wohl wäre es acht Tage später dem General La 
Marmora gewesen, wenn er sich zu gründlicher Kriegführung 
erhoben hätte. 
Indessen, einstweilen ging der politisirende Feldherr seinen 
Weg unbeirrt weiter. Wir hörten ihn erklären, daß er, der
	        
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