82 Custozza.
daß er zwar auch von dieser Seite her beunruhigt werden,
der Hauptstoß aber, und zwar unter der Führung des Königs
selbst, Uüber den Mincio herüber erfolgen würde. Ob er von
den diplomatischen Abreden des 12. Juni etwas gewußt hat,
darüber liegt uns kein ausdrückliches Zeugniß vor: sicher ist,
daß er, ohne die geringste Rücksicht auf dergleichen unlautere
Dinge, vom ersten bis zum letzten Tage nur als Soldat,
und zwar in ausgezeichneter Weise, erwogen, geschrieben und
gehandelt hat. Er wußte, daß er das Land gegen eine drei-
fache ÜUbermacht zu beschirmen hatte; er war aber weit
entfernt von jedem Gedanken an eine freiwillige Räumung
ohne Kampf; im Gegentheil, er dachte, die Vertheidigung so
zu führen, daß sie, wenn irgend möglich, siegreich bliebe trotz
aller Übermacht des Feindes. Für jede Vertheidigung aber
ist die unerläßliche Bedingung des Sieges, daß sie sich zu
einzelnen Offensivschlägen in den Stand setzt, und dazu traf
der Erxzherzog seit Mitte Juni alle Vorkehrungen. Er verfügte,
nach Abzug der zur Erhaltung der innern Ruhe nöthigen
Garnisonen, für die Feldschlacht über rund 82000 Mann
(das 5., 7. und 9. Armeecorps zu je drei Brigaden nebst
einer neu gebildeten Reserve-Division). Diese Streitkräfte zog
er Mitte Juni auf dem linken Etschufer bei Montagnana,
Cologna und Verona in enge Aufstellung zusammen, ziemlich
in gleicher Entfernung von den muthmaaßlichen Übergangs-
punkten des Feindes am Po wie am Mincio, so daß er in
der Lage war, vermittelst zwei starker Märsche über den
zuerst erscheinenden Gegner mit seiner ganzen Macht herein-
zubrechen, und ihn hoffentlich zu schlagen, ehe der Andere
heran zu kommen vermöchte. Zugleich wurden die beiden
Flußläufe der Grenze, der Mincio und der Po, durch eine