1867 Frankreich erklärt sein Luxemburger Programm. 99
Frankreich den Niederlanden seine lebhafte Theilnahme widmen.
Unmittelbar nachher erhielt dann Baudin den Auftrag, den
holländischen Minister van Zuylen über den Abschluß eines
geheimen Bundesvertrags zu sondiren, dessen Verhandlung
eine passende Einleitung zu der Anregung der Luxemburger
Sache sein würde.
Hier aber fand Baudin verwickelte Verhältnisse und
mannichfaltige Schwierigkeiten ). Luxemburg war mit Holland
nur durch Personalunion des Herrschers verbunden und hatte
eine von Niederland unabhängige Verwaltung, unter dem
Prinzen Heinrich, Bruder des Königs, als Statthalter, und
dem Baron Tornaco als leitendem Minister. Dessen poli-
tische Weisheit bestand in der Ansicht, die übermächtigen
Geschicke geduldig über sich ergehn zu lassen, aber sie nur
nicht durch eignes Handeln zu beschleunigen, also überhaupt
nichts zu thun, um auf keiner Seite Anstoß zu geben. Die
holländischen Minister wären dies Luxemburg, das jetzt einen
europäischen Hader hervorzurufen drohte, von Herzen gerne
los geworden; als aber Baudin Napoleon's Wünsche hin-
sichtlich des kleinen Landes erwähnte, und zugleich erklärte,
daß Preußen keine Schwierigkeit machen würde, rief Herr
van Zuylen: ja, Ihr sagt das wohl, aber Ihr gebt uns
keine Beweise dafür. Die Hauptsache aber war, daß weder
der König noch sein Bruder Heinrich von der Abtretung etwas
wissen, sondern dem Lande die bisherige Unabhängigkeit unter
oranischer Herrschaft sichern wollten. Der König lud den
Baron Tornaco nach dem Haag, um ihm mit großem Nachdruck
Über das Folgende vgl. neben Rothan das aus den holländi-
schen und luxemburger Acten geschöpfte Buch Servais, la question du
Gd. Duché de Luxembourg.
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