100 Luxemburg. 1867
die Weisung zu geben, daß durch den holländischen Gesandten
in Paris, Baron Lightenfeld, dieser Entschluß Sr. Majestät
dem französischen Minister mitzutheilen sei. Zugleich befahl
Prinz Heinrich, den Königlichen Willen öffentlich und laut
im Lande zu verkündigen, und damit die Gefühle der Un-
abhängigkeit und Nationalität zu befestigen.
Mit schwerem Herzen trat Lightenfeld in das ihm auf-
getragene Gespräch mit dem französischen Minister ein. Dieser
ließ ihm denn auch keinen Schatten eines Zweifels bestehn.
Gewiß, sagte er, ist der Wunsch der Luxemburger auf Er-
haltung des bisherigen Zustandes begreiflich; hätten sie aber
zwischen der Vereinigung mit andern Ländern zu wählen, so
würde die große Mehrheit sich zweifellos für Frankreich ent-
scheiden. Darauf aber fuhr er fort, Napoleon wünsche lebhaft
die Annexion, die nach den Ereignissen des vorigen Jahrs
für ihn unerläßlich sei. Baudin solle also dem König zwei
geheime, von einander untrennbare Abmachungen vorschlagen,
ein Defensivbündniß mit französischer Garantie gegen jedes
preußische Ansinnen, und dafür die Abtretung von Luxemburg.
Preußen würde sich die Abtretung, wenn sie als vollendete
Thatsache vorläge, gefallen lassen, weil es dann in allen
Ehren die Festung räumen könnte, was vorher nicht wohl
thunlich wäre. Napoleon handle hier nicht aus Eroberungs-
sucht: Preußens Vergrößerung und dessen jetzt willkürliche
Besetzung der Festung zwängen ihn dazu. Strategisch könne
er eine solche Festung ersten Ranges nahe an der französischen
Grenze nicht in Preußens Hand lassen, das jetzt kein Recht
mehr darauf habe. Politisch würde er, wenn er dies auf
Kosten von Frankreichs Sicherheit verstatte, das Selbstgefühl
(amour propre) seines Volks verletzen. Dieses Selbstgefühl,