Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

104 Luxemburg. 1867 
Bemerkung, der König habe gemeint, er, Bismarck, sei dabei 
etwas weit vorgegangen, habe aber keinen Widerruf gefordert. 
Benedetti habe darauf gefragt: darf ich dies dem Kaiser 
mittheilen? und Bismarck geantwortet: ich autorisire Sie 
dazu; der König ist in guter Stimmung; gestern noch sagte 
er zu mir: wenn Luxemburg an Frankreich abgetreten wird, 
so habe ich mir dem deutschen Volke gegenüber nichts vor- 
zuwerfen; es kann sich dann nur an den König der Nieder- 
lande halten. 
Hierauf erhielt Baudin aus Paris den Befehl, die 
officielle Unterhandlung mit dem König-Großherzog zu er- 
öffnen. Der König empfing ihn am 18. März. Baudin 
legte die beiden geheimen Verträge vor, stellte für Luxem- 
burg eine Geldentschädigung (etwa 4 bis 5 Millionen Franken) 
in Aussicht, und forderte, daß der König der französischen 
Regierung überlasse, mit Preußen zu verhandeln. Da aber 
trat die Wendung ein. Der König kam lebhaft auf die 
durch Lightenfeld gegebene Erklärung zurück, daß er dem 
Großherzogthum die bisherige Unabhängigkeit zu erhalten 
wünsche; in keinem Falle könne er eine Zusage geben, wenn 
nicht das Luxemburger Volk, die Großmächte, und vor Allen 
Preußen vorher eingewilligt hätten; also kein geheimer Ver- 
trag, kein Versprechen, niemand eine Mittheilung zu machen; 
ich sage nicht Nein, schloß er, behalte mir aber die Freiheit 
meiner Entschließung vor, und will weiter erwägen. 
Es war der Tag, an welchem in Paris Thiers seine 
letzte Rede hielt, in Berlin aber Carlowitz den Grafen 
Bismarck über die Politik der Südstaaten befragte, und 
dadurch am 19. die Veröffentlichung der Schutz= und Trutz- 
bündnisse mit ihnen veranlaßte.
	        
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