1867 Hollands unbedachtes Verhalten. 107
behaupte, er habe ihr im Voraus zugestimmt. Den Grund
hatte Benedetti vor Augen. Napoleon's Absichten auf
Luxemburg waren längst kein Geheimniß mehr; die
zornige Aufregung darüber wuchs in ganz Deutschland mit
jedem Tage; es hätte Preußens Aussichten im Reichstage
vernichtet, wenn man die französischen Pläne unterstützt
hätte. Die deutsche wie die französische Presse hatte bereits
den Kampf darüber mit gleicher Hitze aufgenommen; von
allen Seiten her erscholl der Ruf, daß hier an feige Nach-
giebigkeit nicht zu denken sei. Graf Goltz meldete aus Paris,
mit athemlosem Eifer werde die Heeresrüstung betrieben, und
der französische Generalconsul in Frankfurt, Rothan, lieferte
drohende Schilderungen von der hastigen Bildung neuer
Armeecorps in Preußen.
Trotzdem gab die preußische Regierung die Hoffnung
auf Erhaltung des Friedens nicht auf. Auch der König,
so unerfreulich ihm die Räumung Luxemburgs war, hatte
bei der Klarheit der Rechtslage seinen Entschluß in diesem
Sinne festgestellt. Da man selbst weder für noch gegen die
Abtretung Luxemburgs sich aussprechen wollte, so kam es
darauf an, die Entscheidung an eine andere Instanz zu
bringen, und so telegraphirte der König zurück nach Holland:
ich kann keine Meinung aussprechen, bis ich die Signatär-
mächte von 1839 gehört habe.
Sodann aber bot sich noch ein anderer Weg, den König
der Niederlande über Preußens friedliche Absichten auch ohne
förmliche Zustimmung zu der Abtretung Luxemburgs zu
ermuthigen. Am 12. October 1866 hatte die luxemburger
Regierung, stets in derselben Angst vor Preußens Feind-
seligkeit, eine Mittheilung nach Berlin gerichtet, worin sie