Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

108 Luxemburg. 1867 
das preußische Besatzungsrecht durch die Auflösung des 
deutschen Bundes als erloschen bezeichnete, damit aber den 
Wunsch verband, mit Preußen eine völkerrechtliche Allianz 
unter Fortdauer der gemeinsamen Besatzung abzuschließen. 
Diese Eröffnung war bis dahin ohne Antwort geblieben: 
jetzt, am 27. März, telegraphirte Bismarck nach dem Haag 
die Ablehnung des Vorschlags. 
Der luxemburger Geschichtsschreiber der Krisis, Servais, 
bemerkt, diese Ablehnung eines Vertrags, welcher der preußischen 
Besatzung einen neuen unangreifbaren Rechtstitel gegeben 
hätte, war ein zwingender Beweis für die Absicht Preußens, 
die Abtretung des Landes an Frankreich nicht zu hindern. 
So war es in der That. Zugleich kam Bismarck auf 
den Gedanken, einen Versuch zur Beschwichtigung der immer 
stärkern Unruhe der Gemüther in Deutschland zu machen. 
Er lud den Führer der Nationalliberalen, Herrn von Bennigsen, 
zu sich ein, und verabredete mit ihm eine nächster Tage im 
Reichstage zu stellende Interpellation über Luxemburg, wobei 
dann Bennigsen den nationalen Widerspruch gegen die Ab- 
tretung betonen, Bismarck aber beruhigend antworten würde; 
eine weitere Verhandlung sollte nicht Statt finden ). Napoleon 
würde daraus die doppelte Belehrung schöpfen können, daß 
er Preußen nicht als Gegner zu betrachten habe, wohl aber 
bei bewaffnetem Vorgehn die gesammte deutsche Nation an 
Preußens Seite finden würde 7. 
) Mittheilung Bennigsen's an den Verfasser. 
) Rothan, S. 466, druckt eine von ihm am 12. April nach Paris 
gesandte Depesche ab, worin er nach Berliner Mittheilungen die fried- 
liche Tendenz der Interpellation nachdrücklich bestätigt.
	        
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