110 Luxemburg. 1867
Minister van Zuylen, daß dies nicht seine, sondern die Sache
des luxemburger Ministers, Tornaco, sei. Man werde ihn
sofort hieher berufen; der kurze Aufschub werde nichts ver-
schlagen. Darauf sandte in der Nacht vom 31. März auf den
ersten April Moustier eine neue Depesche an Benedetti:
Tornaco ist in den Haag berufen zur Zeichnung der Ab-
tretung; die Stimmung des Königs ist vortrefflich; der
Vertrag wird im Laufe des Tags abgeschlossen.
Napoleon's Wunsch schien erfüllt. Aber auch hier sollte
das Wort gelten: zwischen dem Becher und der Lippe liegt
ein Abgrund.
Benedetti begab sich am Vormittag des 1. April zu
Bismarck und erklärte ihm, nachdem er ihm seine Glück-
wünsche zu dem heutigen Geburtstag dargebracht, er habe
ihm eine wichtige Mittheilung zu machen 1). Bismarck,
welcher den Inhalt vermuthen konnte, unterbrach ihn auf
der Stelle. Ich habe, sagte er, jetzt keine Zeit zu einer
geschäftlichen Besprechung; ich bin im Begriffe, in den Reichs-
tag zu gehn, um auf Bennigsen's Interpellation zu antworten,
auf die Fragen: was ist der Regierung über die angebliche
Abtretung Luxemburgs an Frankreich bekannt? und ist sie
fest entschlossen, auf jede Gefahr dies deutsche Land bei
Deutschland zu behalten? Wollen Sie mich begleiten, fuhr
er fort, so können wir unterwegs weiter darüber reden. Im
Gehn entwickelte er ihm dann, er denke zu antworten, der
Regierung sei allerdings bekannt, daß solche Verhandlungen
) Ich folge hier der Darstellung des meist sehr gut unterrichteten
Meding III, 206. Wo Rothan davon abpweicht, stehn seine Angaben
mit Bismarck's sonstiger, von ihm selbst bestätigter Haltung im
Widerspruch.