1867 Bismarck und Benedetti. 111
im Haag schwebten; nach einer Anfrage des Königs der
Niederlande über Preußens Auffassung der Sache sei auf
ein Benehmen mit den Großmächten und die Rücksicht auf
die öffentliche Meinung verwiesen worden; die Regierung
wisse nicht, ob ein Abschluß im Haag schon erfolgt sei, und
könne deshalb im Augenblick auf die zweite Frage keine
Antwort mit Ja oder Nein geben; sie glaube aber, daß
keine fremde Macht zweifellose Rechte deutscher Staaten
beeinträchtigen werde; sie hoffe im Stande zu sein, solche
Rechte im Wege friedlicher Verhandlungen zu schützen. Sie
sehn, bemerkte er dann dem Grafen Benedetti, daß auf diese
Art jeder Anlaß zum Bruche vermieden wird; Sie sehn aber
auch, daß die Voraussetzung meiner ganzen Darlegung die
Thatsache ist, daß ich von einem Abschluß des Vertrags
nichts weiß. Und ebenso deutlich wird Ihnen sein, daß,
wenn Sie mir jetzt eröffneten, der Vertrag sei geschlossen,
und ich dies dem Reichstag mittheilen müßte, bei der hoch-
gradigen Erregung der Versammlung eine Explosion von
mmberechenbarer Wirkung die nothwendige Folge sein würde.
Die Herrn waren darüber an der Thüre des Reichstags
angekommen. Nun, fragte Bismarck, diese Folge und deren
Verantwortung vor Augen haben Sie mir eine wichtige
Depesche zu übergeben? Benedetti war kein kriegslustiger
Mann. Er sann einen Augenblick nach; dann erklärte er:
Nein — und empfahl sich. Bismarck trat in den Reichs-
tag ein.
Sofort erhob sich Bennigsen zur Begründung seiner
Interpellation. Mit wachsender Stärke trete die Behauptung
auf, begann er, der Abtretungsvertrag sei bereits abgeschlossen;
ein Fürst aus deutschem Geschlechte, aus welchem einst ein