Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

112 Luxemburg. 1867 
Mitglied die deutsche Krone getragen, habe also ein von 
jeher deutsches Land, welches dem Reiche mehrere Kaiser 
geliefert, über welches Holland niemals Herrschaftsrechte 
besessen, einer fremden Macht verkauft. Dazu könne der 
Reichstag nicht schweigen. Die Interpellation, erklärte er 
weiter, ist absichtlich gerade von uns Liberalen ausgegangen, 
die wir mit den Regierungen über einzelne noch ungelöste 
Verfassungsfragen im Streite stehn, weil wir das Bedürfniß 
fühlten, kund zu geben, daß es in Fällen ungerechter Gelüste 
des Auslandes in diesem Hause keine Parteien gibt, daß 
unsere Differenzen in den innern Fragen nicht den geringsten 
Einfluß auf unsere feste Entschlossenheit gegenüber dem Aus- 
lande haben werden, wo es gilt, die kräftige Politik, welche 
die Regierung und der Ministerpräsident bisher geführt 
haben, auf das Entschiedenste zu unterstützen. Jeder dieser 
Sätze wurde von steigendem Beifall des Hauses begrüßt. 
Bennigsen fuhr fort: bei der jetzigen Auflösung des Bundes 
ist allerdings die Versuchung für das Ausland groß, wie 
in alten Zeiten unsere Zerrissenheit zum Abreißen deutscher 
Landestheile zu benutzen: treten wir nicht dem ersten Versskche 
dieser Art mit Nachdruck entgegen, so wird unsere Neubildung 
uns nicht einen starken Bundesstaat liefern, sondern uns nur 
zur Fortdauer der alten Schwäche und Spaltung führen. 
Wir müssen unser Vertrauen auf die Energie der preußischen 
Politik bewähren durch unsere Festigkeit, die allein uns den 
Frieden erhalten kann, die aber auch den Krieg nicht scheuen 
darf, wo es sich um die Abwehr eines ungerechten Angriffs 
handelt. Ein stürmischer Ausbruch des Enthusiasmus erscholl 
hier von allen Seiten des Hauses. Bennigsen warf darauf 
einen Blick auf die letzten Verhandlungen der Pariser Volks-
	        
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