Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

114 Luxemburg. 1867 
Bismarck's Antwort begann mit der ruhigen Erklärung, 
das Haus werde es natürlich finden, wenn er in einer Frage 
von solcher Tragweite zur Zeit auf eine Darlegung des 
Sachverhältnisses, soweit es den verbündeten Regierungen 
bekannt geworden, sich beschränke. Zunächst entwickelte er 
dann die Ursachen, nach welchen man auf den Eintritt des 
Großherzogthums in den norddeutschen Bund verzichtet habe, 
den bestimmten Wunsch des Luxemburger Volkes, in dem 
jetzigen Zustande voller Unabhängigkeit zu bleiben, die gleiche 
Stimmung seiner Regierung, welche das preußische Besatzungs- 
recht als erloschen betrachte, endlich die im alten deutschen 
Bunde erfahrenen Unannehmlichkeiten, die sich aus der Mit- 
gliedschaft eines auswärtigen Souverains ergeben. Dazu 
komme die geographische Lage des Landes, welche bei der 
Behandlung der Frage einen höheren Grad von Vorsicht 
erforderlich mache. „Man erweist, sagte er, der preußischen 
Politik nur Gerechtigkeit, wenn an einer hervorragenden 
Stelle ausgesprochen worden ist, die preußische Politik suche 
die Empfindlichkeit der französischen Nation, natürlich so 
weit es mit der eignen Ehre verträglich ist, zu schonen. 
Die preußische Regierung fand und findet zu einer solchen 
Politik Anlaß in der gerechten Würdigung, welche die fried- 
lichen und freundlichen Beziehungen zu einem mächtigen und 
ebenbürtigen!) Nachbarvolke auf die Entwicklung der deutschen 
Frage ausüben könnten.“ Aus dieser Rücksicht, erklärte er, 
sich einer bestimmten Beantwortung der zweiten Frage ent- 
halten zu müssen. Was die erste betreffe, so habe die 
Regierung bis jetzt keinen Anlaß, anzunehmen, daß ein 
1) Bismarck sah in dem Worte einen verbindlichen Ausdruck, 
französische Schriftsteller aber beinahe eine Insulte.
	        
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