Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

118 Luxemburg. 1867 
Kaiser sein königliches Wort gesandt; damit ist der Vertrag 
perfect auch ohne die diplomatischen Formalitäten; Luxemburg 
ist seitdem französischer Besitz, und schon morgen geht ein 
höherer Beamter dahin ab, um die Einrichtung unserer Be- 
hörden vorzubereiten. Graf Bismarck, setzte er hinzu, könnte 
sich nicht beschweren, wenn sein Antrag auf Ausfschub bei 
uns den Verdacht erweckte, daß er uns in eine Lage ohne 
Ausweg zu verlocken sucht, um uns damit vor Europa zu 
prostituiren. Es war nicht möglich, grimmiger an das 
Schwert zu schlagen und den Handschuh auf das Kampffeld 
zu werfen. 
Dagegen hatte im Haag schon das erste Telegramm 
über die Reichstagsdebatte den König in seine alte Stellung 
zurückgeworfen. Bismarck sagt, sein König werde sich in 
der Frage mit Rücksicht auf die Wünsche des Reichstags ent- 
scheiden, der Reichstag aber ist heftiger Gegner der Abtretung, 
die Folgerung ist klar: Preußen wird sich der Abtretung 
widersetzen. Am 2. April erschien eine preußische Depesche: 
der König sei völlig frei in seinen Entschließungen, jedoch 
bitte man, daß er einige Rücksicht auf die gereizte Stimmung 
in Deutschland nehmen möge. Damit war bei König Wilhelm 
der letzte Zweifel geschwunden. Meine Zusage an Napoleon, 
meinte er, hatte den Beitritt Preußens zur Bedingung; die 
Bedingung ist nicht erfüllt, folglich bin ich von meiner Zusage 
entbunden. Während Bismarck den Großmächten die Frage 
vorlegte, ob sie in den Verträgen von 1839 ein Hinderniß 
gegen die Abtretung Luxemburgs an Frankreich sähen, während 
darauf Lord Stanley sofort dem französischen Botschafter 
seine persönliche Ansicht dahin aussprach, daß die Abtretung 
in jeder Hinsicht rechtmäßig sei, erschien gleichzeitig die
	        
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