124 Luxemburg. 1867
der Erwerbung Luxemburgs einen großen Schritt auf der
Straße nach Brüssel vorwärts zu thun: noch einmal ließ
man in Berlin durch Benedetti an die alten Bundesvorschläge
erinnern, nach welchen Preußen den deutschen Süden erhalten,
dafür aber Frankreich bei der Einverleibung Belgiens unter-
stützen würde !). Allein weniger als jemals war jetzt an die
Annahme zu denken, und das Pariser Cabinet mußte einst-
weilen verzichten, wollte man nicht vor Europa, an welches
man zu appelliren gedachte, die Rolle des rechtlosen Angreifers
auf sich nehmen. Herr von Boigne wurde demnach aus
Luxemburg abberufen. Um so entschiedener aber hielt man
an dem Begehren fest, die preußische Besatzung aus der
Festung Luxemburg zu entfernen, und da dies bei dem König-
Großherzog nicht mehr zu erlangen war, sich an die höhere
Instanz, die europäischen Großmächte, zu wenden. Am 15. April
ging ein Circular nach Petersburg, Wien und London unter
stolzer Betheuerung französischer Uneigennützigkeit mit der
Frage ab, ob Preußen jetzt noch einen Rechtstitel zur Aufrecht-
haltung seiner Besatzung in Luxemburg habe. An der Ent-
scheidung dieses Tribunals hatte Moustier keinen Zweifel:
dann mochte Preußen sehen, wie es sich mit Europa aus-
einandersetzte.
Die großen Cabinette hatten nun sehr geringe Neigung,
sich mit der dornigen Angelegenheit zu befassen. Der eng-
lische Premier, Lord Derby, hatte bereits auf Bismarck's
entsprechende Anfrage am 5. April im Oberhause erklärt, die
Regierung denke darauf eine Antwort nicht zu ertheilen.
) In die Zeit nach dem Scheitern der Luxemburger Unterhand-
lung setzt Bismarck in den berühmten Enthüllungen, Juli 1870, diese
Mittheilung.