Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

128 Luxemburg. 1867 
keiner weitern Erwähnung. Er war weit entfernt von dem 
Gedanken einer preußischen Allianz; im Gegentheil, so sehr 
er zur Zeit den Frieden nicht bloß für Osterreich, sondern 
in ganz Europa zu erhalten wünschte, so hoffte er für die 
Zukunft Preußen zu isoliren, Rußlands Gunst durch ein 
Anerbieten zu gewinnen, die für dieses so lästigen Bedingungen 
des Pariser Friedens aus der Welt zu schaffen 1, und zugleich 
nach einem französischen Schutzbündniß zu streben, zu welchem 
dann Napoleon vielleicht auch Italien herbeibringen könnte. 
In solchem Sinne erzählte er jetzt dem Herzog von Gramont, 
wie nachdrücklich er Tauffkirchen's Mittheilungen abgewiesen 
habe?). „Es gibt Handlungen, habe er dem bayerischen 
Agenten gesagt, die man im Angesicht Europas sich nicht 
ohne Entehrung erlauben darf. Vor kaum zehn Monaten 
hat Napoleon Wien und die Unverletzlichkeit unseres Gebiets 
gerettet, und heute wagt man uns zu einem Bunde gegen 
Frankreich aufzufordern? Nie wird Kaiser Franz Joseph 
sich zu einer solchen Ungeheuerlichkeit herbeilassen; er wird 
nicht begreifen, wie man ihm eine Zumuthung dieser Art 
hat stellen können." 
So tapfere Freundesworte blieben nicht ohne Einfluß 
auf Napoleon, der Tag für Tag zwischen Zorn und Re- 
signation auf und nieder schwankte, nach dem Berzichte auf 
Landerwerb aber mit wachsender Ungeduld der Lösung der 
Krisis durch die Räumung der Festung entgegen sah. Am 
) Er hatte bereits am 1. Januar 1867 eine Revision dieses 
Friedens bei Gortschakoff in Anregung gebracht, aber freilich kein Ent- 
gegenkommen gefunden, da er nur eine Revision durch einen neuen 
Vertrag der Großmächte vorgeschlagen, nicht aber die Unterstützung, 
eines einseitigen Vorgehns Rußlands versprochen hatte. 
9 Rothan 338.
	        
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