Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Wachsende Kriegsgefahr. Die welfische Legion. 129 
15. April hatte er im Sinne des Friedens diesen Ausweg 
ergriffen; schon am 17. aber erklärte er, als ihm Osterreichs 
Vermittlungsvorschläge amtlich vorgelegt wurden, ihm sei 
jede Lösung genehm, nach welcher Preußen die Festung 
räume; jedoch, setzte er hinzu, die Entscheidung muß rasch 
erfolgen, denn nicht lange mehr kann ich die Anwesenheit 
der Preußen in Luxemburg dulden. Die kriegerische Stim- 
mung hatte wieder Oberwasser gewonnen. Nicht eben mit 
großen Hoffnungen, immer aber mit entschiedenem Wohl- 
gefallen nahm er damals die Anträge zweier Agenten des 
Königs Georg von Hannover entgegen, die ihm ein Angriffs- 
bündniß mit dem vertriebenen Monarchen gegen Preußen 
vorzuschlagen hatten. Sie schilderten ihm die große Militär- 
verschwörung, die ganz Hannover mit ihren Netzen überspannt 
und Soldaten und Bauern mit brennendem Eifer zum Auf- 
stande erfüllt habe. König Georg habe sich mit den von 
Preußenhaß erfüllten Demokraten Süddeutschlands verbündet: 
wenn Napoleon Geld und Waffen zur Verfügung stelle, 
würden im Augenblick der Kriegserklärung 20 000 hannoversche 
Soldaten nebst ihren Officieren nach Holland übertreten, 
König Georg selbst sich an ihre Spitze stellen, und als 
Vortrab der französischen Befreier in Deutschland einrücken. 
Napoleon's Vertrauen zu diesen Helfern, wie gesagt, war 
mäßig, immerhin aber waren es erfreuliche Möglichkeiten, 
die sich hier eröffneten. Als nun Bismarck, unaufhörlich 
von England gedrängt, am 18. April nach London antwortete, 
seinerseits wolle er den österreichischen Vorschlägen nicht 
widersprechen, noch aber sei die öffentliche Meinung in Deutsch- 
land nicht beruhigt genug, um ihm eine amtliche Entschließung 
bereits zu verstatten: da fand es Napoleon angemessen, 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. VI. 9
	        
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