1867 Vermittlungsversuche. 149
und deshalb ablehnen. Eine Übereinstimmung beider Parteien
ist dann nur scheinbar, aber nicht wirklich vorhanden.
An Versuchen, zwischen den streitenden Parteien zu
vermitteln, fehlte es nicht. Der nationalliberale Bennigsen
vereinigte sich mit dem altliberalen Vincke-Olbendorf zu dem
Antrage, für die Zeit nach 1871 sei die auf Grundlage
dieser Verfassung gesetzlich bestehende Heeresorganisation der
weitern Vereinbarung des Militärbudgets zu Grunde zu
legen. Danach wäre der künftigen Einwirkung des Reichstags
auf den Militäretat der Weg zur Specialkritik der einzelnen
Posten eröffnet geblieben, nur hätte er die Friedenspräsenz
und die Gesammtkosten nicht maaßlos bis zum Umsturz des
ganzen bisherigen Systems herabsetzen dürfen. Principiell
traten dann Georg Vincke und Gneist übereinstimmend der
übermäßigen Ausdehnung des Budgetrechts entgegen. Vincke
erklärte, die Bedeutung des Budgetrechts liege nicht in der
beliebigen Bewilligung oder Streichung bestehender Ein-
richtungen, sondern in der Genehmigung neuer Einnahmen
und Ausgaben; bei der vorliegenden Frage werde der Kriegs-
minister bald genug durch neue Forderungen dem Hause
Gelegenheit geben, Einfluß auf den Haushalt der Armee zu
üben. Die Richtigkeit dieser Auffassung wurde durch Miquel's
Behauptung, daß sie eine absolutistische sei, nicht widerlegt,
sondern durch seine Mittheilungen aus den frühern Erfahrungen
in Nassau und Hannover lediglich bestätigt. In einer ebenso
wuchtigen wie glänzenden Rede wies dann Gneist die steten
Berufungen der Linken auf das angeblich unbeschränkte
Budgetrecht des englischen Unterhauses zurück. Freilich sei
es weder durch den König noch durch das Oberhaus beschränkt,
um so mehr aber beschränkt durch Gesetze. Vier Fünftel