Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

168 Verhältniß zum Auslande. 1867 
Jetzt fügte sich denn auch Lord Stanley. Zwar er 
selbst wollte die ihm widerwärtige Conferenz nicht veranlassen, 
er forderte aber den König der Niederlande auf, die Ein- 
ladung als Landesherr des streitigen Gebiets an die Mächte 
auf den 7. Mai zu versenden. In Luxemburg war auf 
diese Kunde die Aufregung groß. Alles war einstimmig in 
dem Wunsche, unabhängig zu bleiben, und zahlreiche Adressen 
brachten an den König die Bitte, in diesem Sinne auf der 
Conferenz zu wirken. Zugleich ging aber auch eine Deputation 
der Stadt Luxemburg nach London, um dort die Schmälerung 
ihres Nahrungsstandes durch den Abzug der schlimmen Preußen 
zu beklagen und eine Entschädigung dafür bei der Conferenz 
zu erflehn. 
Sobald die Berufung der Conferenz feststand, meldeten 
sich eine Menge Bewerber, in diesen Rath der Großmächte 
aufgenommen zu werden: Dänemark, Portugal, Italien, 
Spanien, Belgien:!). Ernstlich konnte dabei nur von Belgien, 
dem Nachbarlande, und dann von Jtalien nach dessen 
politischer Bedeutung die Rede sein. Weder Frankreich noch 
Preußen erhoben Widerspruch, und die beiden Regierungen 
erhielten darauf die ersehnte Einladung). 
So schien Alles vereinbart und im Grunde die Conferenz 
nur berufen zu sein, die Siegel der Gesandten auf die fertige 
Urkunde zu drücken. Da kam noch in den letzten Tagen 
eine unvermuthete Schwierigkeit von englischer Seite. Lord 
Stanley, sahn wir, hatte von Anfang an den Wunsch gehabt, 
1) Rothan S. 368. 
2) Woher Rothan die Notiz hat, Bismarck hätte Italien lieber 
ausgeschlossen, weiß ich nicht. Auf die erste Anfrage darüber hat der 
Minister umgehend zugestimmt.
	        
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