Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Die welfische Legion. 177 
Königs die armen Menschen, die man so leichtfertig aus ihren 
heimischen Verhältnissen herausgerissen hatte, vor dem Hunger- 
tode zu bewahren seien. In Holland war, bei den kräftigen 
Protesten der preußischen Regierung, ihres Bleibens nicht 
lange; man führte sie zunächst in die Schweiz, und als auch 
hier der preußische Gesandte vorstellig wurde, im Januar 1868 
nach Frankreich. Hier wurden sie als politische Flüchtlinge 
gastlich aufgenommen. Die Regierung internirte sie weit von 
den Grenzen hinweg, gestattete, daß sie in kleine Trupps 
nach althannoverschen Regimentern vertheilt und in ver- 
schiedene Ortschaften gewiesen wurden, wo sie unter ihren 
Officieren täglich, aber ohne Waffen exercirten; man sah durch 
die Finger, wenn bei dem Mangel wirklicher Disciplin und 
dem wachsenden Müßiggang der Leute häufige Unordnungen 
vorkamen. Es lag auf der Hand, daß die Sache kein anderes 
Ende haben konnte, als den Untergang der verführten Männer 
im tiefsten Elend: es dauerte aber noch geraume Zeit, bis 
König Georg sich von dem Bilde seiner welfischen Legion zu 
trennen vermochte. 
Mit dem Vertrage vom 11. Mai war also die Gefahr 
eines großen Krieges abgewandt, und für den Augenblick der 
Friede in Europa gesichert. Nur im äußersten Südosten 
des Welttheils glomm seit einem Jahre ein kleines Feuerchen, 
unbedeutend an sich, aber nicht unbedenklich bei der Nähe 
größerer Brandstoffe. Die Christen der Insel Kreta hatten 
sich gegen die türkische Herrschaft empört, leisteten in ihren 
Bergen den Truppen der Pforte zähen Widerstand und wurden 
darin durch griechische Unterstützung, Waffensendungen und 
Freischaaren wirksam unterstützt, zu lebhaftem Verdrusse Oster- 
reichs und Englands, aber beschirmt durch die kräftige 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. VI.
	        
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