1867 König Wilhelm und Bismarck in Paris. 185
keiner frühern; die Fülle und Pracht der aus allen Ländern
eingesandten Waaren erschien beispiellos. Producenten und
Consumenten, Neugierige und Vergnügungslustige aller
Nationen strömten in colossalen Massen herbei. Die gekrönten
Häupter Europas hatten ihren Besuch zugesagt, und wenn
der römische Papst ausblieb, so hatte dafür der türkische
Sultan sein Erscheinen angemeldet. Genug, Paris fühlte
sich noch einmal als Hauptstadt der Welt, an der Spitze
der Civilisation des Menschengeschlechts. Anfangs Juni traf
Kaiser Alexander von Rußland mit dem Vicekanzler Gortschakoff
ein; am 6. folgte ihm König Wilhelm, begleitet von Bismarck.
Der Empfang war ebenso prunkvoll wie herzlich. Napoleon
verstand es, wo sein dynastischer Ehrgeiz sich nicht verletzt
fühlte, mit angeborener Freundlichkeit jedem Gaste das
Dasein angenehm zu machen, und die Liebenswürdigkeit der
schönen und lebhaften Kaiserin Eugenie war hinreißend. Feste
aller Art, Schmäuse, Bälle, Jagden, Paraden, folgten sich in
ununterbrochener Reihe. Von Politik konnte nur vorüber-
gehend die Rede sein. König Wilhelm hatte eine würdige
und zugleich höfliche Art, jedes politische Gespräch abzulehnen;
er begnügte sich, seinen vollen Wunsch auf Erhaltung des
Friedens zu betonen. Etwas weiter ließ sich Bismarck bei
dem Staatsminister Rouher heraus, erläuterte seinen guten
Willen in der Luxemburger Sache und versicherte, daß die
deutschen Südstaaten bis jetzt durchaus keine Neigung zum
Eintritt in den Nordbund zeigten, und er ebenso wenig
gesonnen sei, sie dazu anzutreiben. Marquis Moustier suchte
mit ihm keine Unterhaltung; er hatte ihm eine scharfe Antwort
aus der Zeit des Krimkriegs nicht vergessen, wo er selbst
Gesandter in Berlin, und Bismarck zufällig dort anwesend