1867 Versuch einer französischen Einmischung. 191
Die dänische Regierung schwieg darauf, klopfte aber in
Paris um freundliche Unterstützung an. Im Jahre 1864
hatte Napoleon, wir wissen aus welchen Gründen, Preußen
zur Annexion der Herzogthümer selbst eingeladen, und für
sein Verhalten eine allgemeine Mißbilligung in Frankreich
gefunden. Jetzt war sein Verhältniß zu Preußen gründlich
geändert, die Stimmung aber der französischen Politiker
dieselbe geblieben; er wünschte also lebhaft, für Dänemark
etwas zu thun, und Marquis Moustier, soeben erst durch
Preußens Vorgehn in der Zollvereinssache gereizt, redete
mit hohem Unwillen von den stets wachsenden Verletzungen
des Prager Friedens. Bismarck, davon sogleich unterrichtet
und im Begriffe, für eine Weile in Varzin ländliche Erholung
zu suchen, gab durch ein Rundschreiben den preußischen
Gesandtschaften Weisung, die Bewegungen der französischen
Diplomatie auf das Genaueste zu überwachen. „Wir sind,
schrieb er, entschiedene Gegner einer Kriegspolitik; wir sehn
keinen Vortheil, den wir jetzt daraus ziehn könnten. Aber
nichts würde uns bestimmen, die Größe des Vaterlandes
niedrigen Besorgnissen und auswärtigen Erwägungen unter-
zuordnen. Die dänischen Ansprüche werden uns billig finden,
aber wir lassen uns keine Einräumungen abtrotzen, so wenig
wir auch zu extremen Entschlüssen geneigt sind, vielmehr
wünschen, so weit es möglich, dem Cabinet der Tuilerien
Befriedigung zu gewähren."“
Er wollte nach wie vor den Frieden, war aber nach
allen bisherigen Erfahrungen der Meinung, das beste
Mittel, ihn zu bewahren, sei eine entschiedene und furchtlose
Abweisung jeder unberufenen Einmischung in die deutschen
Angelegenheiten.