Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

206 Die neuen Zollvereinsverträge. 1867 
irgendwo sonst geschätzt wurde, war eben deshalb auch die 
Sehnsucht nach fester Sicherung gegen Außen am Stärksten. 
Unablässig war hier die Regierung mit der deutschen Bundes- 
frage beschäftigt. 
Wir müssen auf den Anfang des Jahres 1867 zurückgehn, 
um uns die verschiedenen Wendungen der süddeutschen Politik 
zu vergegenwärtigen. 
In Bayern war mit dem Jahreswechsel an von der 
Pfordten's Stelle als leitender Minister Fürst Chlodwig von 
Hohenlohe-Schillingsfürst getreten. Er galt als der beste 
Preußenfreund unter den bayerischen Reichsräthen und hatte 
dieser Haltung auch wohl in der damaligen Weltlage die 
Berufung in das Ministerium zu verdanken. Er war gründlich 
und systematisch im Erwägen, bedächtig und umsichtig im 
Handeln, erfüllt von humanem Wohlwollen und warmer 
Vaterlandsliebe, in jeder Stellung ein pflichttreuer und 
zuverlässiger Charakter. Aber die Aufgabe, die er übernahm, 
war eine äußerst schwierige. In der deutschen Sache entsprach 
die von Pfordten im September 1866 verkündete Formel: 
volle Unabhängigkeit Bayerns im Innern und völkerrechtliche 
Allianz mit Preußen zur Sicherung nach Außen, durchaus 
der Gesinnung des jungen, auf seine Kronrechte eifer- 
süchtigen Königs, und ebenso den Wünschen der großen Mehr- 
heit des bayerischen Volkes. Ja, die schon damals recht starke 
ultramontane Partei hätte trotz Königgrätz der preußischen 
auch jetzt noch eine österreichische Allianz vorgezogen. Wohl 
gab es eine national gesinnte Minderheit, aber selbst diese 
war nicht ohne Furcht, daß ein von Bismarck geleiteter 
Bund einer zu starken Centralisation verfallen und die 
bayerische Autonomie und Eigenthümlichkeit völlig vernichten
	        
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