Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Fürst Hohenlohe Ministerpräsident in Bayern. 207 
könnte, und auch Hohenlohe war von dieser Besorgniß nicht 
frei. Aber nichts desto weniger erschien ihm Pfordten's 
Formel in jeder Beziehung zu eng; die bloß völkerrecht- 
liche Allianz mit Preußen genügte ihm weder als Deckung 
Bayerns nach Außen, noch als Band zwischen allen deutschen 
Staaten. In der erstern Beziehung lud er gleich wenige 
Tage nach seiner Ernennung die drei andern Südstaaten 
zu einer Ministerconferenz nach Stuttgart ein, um Abreden 
zu gleichförmiger Reform ihres Heerwesens nach preußischem 
System zu nehmen und dadurch der Allianz wahre Lebens- 
kraft zu geben. Was er in Sachen der deutschen Verfassung 
durchzusetzen wünschte, war ein durch die süddeutschen Staaten 
mit dem Nordbund abzuschließender weiterer Staatenbund, 
organisirt nach dem Muster des alten deutschen Bundes, also 
unter Wahrung der vollen Souveränität der Bundesfürsten, 
immer aber mit einer stark erweiterten Competenz des alten 
Bundestags auf dem Gebiete der gemeinnützigen Einrich- 
tungen. 
Gleich in der ersten Kammersession, die er als Minister 
erlebte, gaben ihm verschiedene Anträge über die deutsche 
Frage Veranlassung, am 19. Januar 1867 sein politisches 
System nach jeder Richtung hin zu entwickeln. Er begann 
mit der Bemerkung, daß Preußen durch den Prager Frieden 
verhindert sei, die Südstaaten in den Nordbund aufzunehmen. 
Daran schloß er mit wuchtigem Nachdruck die Erklärung, 
er sehe überdies in der Entwicklung des norddeutschen Bundes 
eine solche Hinneigung zum Einheitsstaate, daß die Würde 
der Krone und die Pflicht der Staatsregierung es verbiete, 
einen bedingungslosen Eintritt in denselben anzustreben. Die 
Entwicklung Deutschlands auf dem Wege zur Einigung gehe
	        
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