Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Hohenlohe's deutsches Programm. 209 
nisse zu heben suchen und sich bemühn, durch vertragsmäßige 
Vereinbarung einen Zusammenschluß Deutschlands zu ermög- 
lichen auf Grundlagen, die mit der Integrität des Staats 
und der Krone vereinbar seien. Bis zur Lösung dieser 
Aufgabe gelte es, für Bayern eine achtunggebietende Macht 
zu schaffen, nicht durch Organisation des Heeres allein, sondern 
auch durch Ausbau der innern Staatseinrichtungen auf frei- 
sinniger Grundlage, durch Hebung des Selbstbewußtseins 
und des Vertrauens in die eigne Existenz. 
Die Ankündigung des zu erstrebenden Verfassungs- 
bündnisses sämmtlicher deutscher Staaten, allerdings unter 
Opfern, aber mit voller Wahrung der bayerischen Kronrechte 
und Unabhängigkeit, hielt sich damals, im Januar, noch in 
unbestimmten Umrissen, begreiflich genug, da in diesem Zeit- 
punkt die norddeutsche Bundesverfassung noch nicht existirte, 
und die Schutz= und Trutzbündnisse noch nicht veröffentlicht 
waren. Fürst Chlodwig aber hatte durch seine negativen 
und positiven Sätze der Reihe nach die verschiedenen Fractionen 
der Kammer befriedigt: sie Alle zogen ihre Anträge und 
Gegenanträge zurück im Vertrauen auf die Erklärung des 
Ministeriums. 
Am 3., 4. und 5. Februar fanden darauf in Stuttgart 
die von Hohenlohe vorgeschlagenen Conferenzen der vier 
süddeutschen Regierungen über eine gleichmäßige Gestaltung 
des Militärwesens Statt. Wie oft hatte in frühern Zeiten 
Preußen vergeblich solche Anträge zur Sprache gebracht! 
Jetzt verliefen die Berathungen rasch und glatt, und wenigstens 
über mehrere der entscheidenden Grundsätze scheint kaum eine 
Meinungsverschiedenheit bestanden zu haben. Im Anschlusse 
an das preußische Muster wurde also verabredet daß in 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. VI.
	        
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