1867 Bismarck's Vorgehn in Sachen des Zollvereins. 223
sondern einem gemeinsamen Parlament müsse die entscheidende
Beschlußfassung überwiesen werden:!). Er theilte Bismarck
den bayerischen Antrag mit und erhielt umgehend am 17. Mai
die Antwort, die schlechthin verwerfend lautete?). Namentlich
in den Zollangelegenheiten sei der einzig annehmbare Modus
nicht die Abstimmung in acht süddeutschen Kammern, sondern
die Bildung eines Zollparlaments; wenn Bayern dies nicht
wolle, so sei die Fortsetzung des Zollvereins mit ihm
unthunlich.
Auch auf diesem Gebiete brachte also die bayerische
Regierung ein süddeutsches gemeinsames Handeln so wenig
wie auf dem militärischen zu Stande.
Um so nachdrücklicher griff in diesem Augenblicke Bismarck
ein. Im Nordbund war seit dem Abschluß des Reichstags
Schritt auf Schritt zur wachsenden Consolidation geschehn.
Ein Landtag nach dem andern genehmigte die Verfassung,
nahm die Postverträge an, hatte keine Einwendung gegen
eine Militärconvention mit Preußen. Bismarck, jetzt auch
über Luxemburg beruhigt, dachte so wenig wie früher an
schleunigen Eintritt der Südstaaten in den Bund, sondern
beschränkte die nächste Aufgabe neben den Schutz= und Trutz-
bündnissen auf die Neugestaltung des Zollvereins. Zunächst
sprach er auf Grund der Friedensverträge die Kündigung
des Vereins auf den 31. December 1867 aus und lud am
28. Mai die süddeutschen Regierungen auf den 3. Juni zu
Unterhandlungen über die neue Einrichtung des Vereines
nach Berlin ein. Sofort sollte sich zeigen, auf welcher Seite
die reale Macht der deutschen Lebensinteressen wirksam war.
1) Freydorf in der 2. badischen Kammer 14. October.
1) Poschinger, Bismarck als Volkswirth I.