Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

242 Ratification der Zollvereinsverträge. 1867 
Unter Ablehnung aller Anderungsanträge wurde darauf 
die Adresse mit 157 gegen 58 Stimmen angenommen. 
König Wilhelm war damals abwesend auf Burg Hohen- 
zollern. Er empfing dort die Adresse aus Simson's Hand 
am 3. October. Mit Freuden, sagte er, nehme ich sie ent- 
gegen, denn sie liefert den Beweis, daß die Saat des vorigen 
Jahres glücklich aufgegangen ist; sie spricht Gesinnungen und 
Hoffnungen aus, welche die Meinigen sind, und die einst 
ihrer Erfüllung entgegen reifen können. Auch ihm also lag 
daran, vor aller Welt zu bekunden, daß er bei voller Achtung 
vor den Rechten der süddeutschen Souveräne von dem 
nationalen Gedanken erfüllt sei. 
Zu besserer Übersicht der Thätigkeit des Reichstags wird 
es zweckmäßig sein, über seine Arbeiten nicht nach deren 
chronologischen Folge zu berichten, sondern sie nach ihrem 
Inhalt in drei Gruppen zusammen zu fassen, die Berathungen 
über die Finanzen, über die Gesetzesvorlagen und schließlich, 
mit dem Hirblick auf die süddeutschen Kammern, über die 
Zollvereinsverträge. 
Zunächst trat der Reichstag in die Berathung des Finanz- 
etats für 1868 ein. Im Allgemeinen herrschte die Ansicht, 
daß hier, wenige Monate nach der Gründung des Bundes, 
nur vorläufige Ansätze möglich, und folglich auch nur sum- 
marische Beurtheilung am Platze sei. Immerhin kam es an 
einzelnen Stellen zu lebhaften Erörterungen. Zum Etat des 
neugeschaffenen Bundeskanzler-Amtes erläuterte Delbrück, daß 
zu seinem Wirkungskreise demnächst Post und Telegraphie, 
ein Theil des Handels= und Gewerbewesens, die Thätigkeit 
der Consulate und die Aufssicht über die Verwaltung der 
Zölle und der indirecten Steuern gehören würde. Für dies
	        
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