Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Allseitige Annahme der Verträge. 275 
Daraus, fuhr er fort, habe ich nie ein Hehl gemacht, 
daß die wirthschaftliche Gemeinschaft mit der Wehrgemeinschaft 
Hand in Hand geht. Wir hätten die Zollverträge nicht 
abgeschlossen, wenn wir den leisesten Zweifel an der Sicher- 
heit der Bundesverträge gehabt hätten, und auch heute noch 
habe ich kein Mißtrauen gegen die Bundestreue der süd- 
deutschen Souveräne; sie, die Schwächern, sind es ja gewesen, 
die uns den Antrag auf die Bündnisse entgegen gebracht 
haben. Würden diese in Frage gestellt, so würden wir den 
Zollverein sofort kündigen. 
Der Ausgang der Verhandlung stand fest seit ihrem 
ersten Worte. Die Verträge wurden genehmigt, und der 
Antrag Braun mit 177 gegen 26 Stimmen angenommen. 
Am Nachmittag fand der Schluß der Reichstagssession statt, 
wobei auch die Thronrede hervorhob, daß die unentbehrlichen 
Reformen in der Verfassung des Zollvereins vorübergehenden 
Schwierigkeiten nicht geopfert werden dürfen, und daß die 
Gemeinschaft der wirthschaftlichen Interessen die nationale 
Verpflichtung des gemeinsamen Schutzes derselben zur ver- 
tragsmäßigen Voraussetzung hat. 
Mit gutem Grunde pries die Thronrede die bedeutenden 
Erfolge der Session, welche in wenigen Wochen durch das 
patriotische Zusammenwirken des Reichstags und des Bundes- 
raths gewonnen worden waren. 
Diese Lage der Dinge also fanden die beiden bayerischen 
Commissare vor, als sie im Laufe des 27. Octobers in Berlin 
anlangten. Alle, aber auch alle Instanzen waren einig in 
der Ablehnung ihres Antrags und für die Kündigung des 
Zollvereins, wenn Bayern darauf beharren sollte. Während 
sie nun am 27. und 28. hoffnungslose Gespräche darüber 
18“
	        
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