1868 Lebhafter Kampf. 295
so lange er nicht ein großes conservatives Princip verletze.
Davon aber könne doch bei dieser Vorlage, welche aus dem
Willen des Monarchen selbst entsprungen sei, entfernt nicht
die Rede sein. Wie sollte denn eine constitutionelle Regierung
ohne eine feste Majorität möglich bleiben, eine Majorität,
die, wo es sich nicht um principielle Gegensätze handle, auch
einmal einer Vorlage, die sie für eine Thorheit halte, zustimme,
in Anbetracht, daß dieses Ministerium auch viele gute Maaß-
regeln geliefert hätte, vielleicht in größerer Zahl als künftig
ein anderes thun würde? Fehlte der Regierung eine solche
Mojorität, so müßte sie sich eine andere zu bilden suchen;
dann entständen Coalitionsministerien mit all ihren Schwächen;
die Regierung müßte verschiedenen Richtungen Rechnung
tragen und käme nicht von der Stelle; die Verwaltungs-
maximen würden in stete Schwankungen gerathen, die für
das ganze Staatswesen und am Meisten für die conservative
Partei die nachtheiligsten Wirkungen haben könnten. Wenn
Sie uns die Moajorität versagen, schloß er, so werden Sie
nicht erwarten, daß wir fortfahren, alle Unannehmlichkeiten
der Stellung zu ertragen, ohne Abhülfe zu suchen; Sie
werden uns nicht zumuthen, daß wir uns zum Organe Ihrer
vereinzelten Partei machen, und es darauf ankommen lassen,
ob die ganze für das Land bedrohliche Situation des Conflicts
sich erneuert. Ich fürchte den Conflict nicht, das habe ich
gezeigt. Aber ihn zur permanenten nationalen Institution
zu machen, das ist nicht mein Wille.
So eindringlich diese Mahnung war, so völlig verfehlte
sie ihren Zweck. Der germanische Eigenwille blühte in
voller Pracht. Wir sind, erklärte Herr von Brauchitsch,
nicht auf den Namen des Ministers gewählt, daß wir in