Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

300 Preußische innere Politik. Anfang 1868. 1868 
gebracht war, ließ König Georg in Hannover die heimliche 
Werbung zu ihrer Verstärkung für einen Kriegsfall fortsetzen, 
bezahlte dafür ansehnliche Summen, verwandte auf den 
Unterhalt der Legionäre jährlich 350 000 Thaler und bestritt 
mit Beihülfe einer mühsam aufgebrachten Anleihe von einer 
halben Million die Anschaffung von Uniformen und Waffen 
für 10 000 Mann, auf deren Zusammenkunft nach einer 
französischen Kriegserklärung der König mit Sicherheit rechnete, 
und welche dann als Vortrab der siegenden Franzosen in 
Deutschland einbrechen und den Welfenthron wieder auf- 
richten sollten. Nun werden wir sehn, wie im Sommer 1868 
badische und rumänische Vorgänge in Wien und in Paris 
eine lebhafte Aufregung hervorriefen, und die Luft sich überall 
mit Kriegsgerüchten erfüllte. Am Hofe zu Hietzing stiegen 
die Hoffnungen hoch, und zugleich meldete sich als deutscher 
Bundesgenosse auch der Kurfürst von Hessen bei ihm an. 
Wie oben erwähnt, hatte dieser Herr 1866 mit Preußen 
einen Vertrag abgeschlossen, worin er gegen Entbindung 
seiner bisherigen Unterthanen von ihrem Treu-Eide die freie 
Verfügung über sein hessisches Privatvermögen zurückerhielt 
und dann auf seinen böhmischen Besitzungen Wohnung nahm. 
Jetzt aber, im September 1868, trat er mit einer Denkschrift 
hervor, worin er seine rechtswidrige Beraubung durch Preußen 
in drohender Sprache darlegte, vor Gott und Menschen 
Protest dagegen erhob und darauf aufmerksam machte, daß 
er in seinem nach dem Vertrage erlassenen Manifest seine 
Unterthanen nur in soweit von dem Eide entbunden habe, 
als er nicht in der Lage sei, die Regierung zu übernehmen. 
Ganz wie König Georg verkündete er, daß er niemals auf 
seinen Thron verzichten werde, und seine Hoffnung auf
	        
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