1867 Bismarck's Stellung zu der Angelegenheit. 329
Vertrage betheiligen wollte, wodurch dem Papste der Rest
des Kirchenstaats gewährleistet würde. Bismarck beschränkte
sich auf die Zusage, bei beiden Parteien auf einen friedlichen
modus vivendi zu wirken!). Dann erweckte, wie erwähnt,
Natazzi's Ernennung die Sorge vor einem französisch-
italienischen Kriegsbündniß. Als bald darauf das gerade
Gegentheil hievon eintrat, und durch das römische Unter-
nehmen die Gefahr eines Krieges zwischen Frankreich und
Italien emporstieg, wurde Bismarck durch Agenten sowohl
Ratazzi's als Garibaldi's sondirt, in wie weit Italien auf
Preußens Beistand hoffen dürfe?). Er erwiderte Beiden, ihr
Angriff auf Rom werde von Napoleon ganz sicher nicht
geduldet; Frankreich habe ein vertragsmäßiges Recht zur
Einmischung, und Preußen könne deshalb einer befreundeten
Nation nicht feindlich entgegen treten. Er war also weit
entfernt davon, Italien zu seiner Romfahrt anzufeuern; im
Gegentheil, er wünschte dringend, daß Italien es nicht zum
Außersten, zum offenen Bruch mit Frankreich, treibe. Denn
es liegt auf der Hand, bemerkte er, daß für Frankreich, wenn
es wirklich, woran ich bisher zweifle, kriegerische Tendenzen
gegen Deutschland hätte, der Vorwand zu einem Kriege ein
viel günstigerer sein würde, wenn Deutschland genöthigt
werden könnte, gegen das den Paypst schützende Frankreich
mit einem Angriffskrieg zu Gunsten der Unabhängigkeit
Italiens zu interveniren; die französische Kriegspartei würde
dadurch der Unannehmlichkeit überhoben, einzugestehn, daß
es die nationalen Bestrebungen Deutschlands sind, welchen
man den Krieg erklärt.
1) Rothan Luxembourg.
2) Bismarck an Usedom 1. c. Benedetti, mission p. 246.