Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

24 Vorbereitung des Reichstags. 1866 
er darüber dem Könige Bericht, und gleich am 3. December 
erging eine königliche Weisung an den Generalgouverneur, 
jeden Beamten, auf dessen rückhaltlose Mitwirkung er nicht 
glaube rechnen zu können, vom Amte zu suspendiren, und 
über die Frage seiner Dienstentlassung an das Ministerium 
zu berichten; hannoversche Militärpersonen, die sich an Agita- 
tionen gegen die Regierung betheiligen, seien nach Minden 
abzuführen und dort kriegsrechtlich gegen sie zu verfahren; 
wer sich Beleidigungen preußischer Militärpersonen erlaube, 
sei ebenfalls nach Minden zu bringen und dort bis auf 
Weiteres festzuhalten. Dies hatte zur Folge, daß sofort alle 
Beamte, welche die Resolution der Ritter vom 7. November 
unterzeichnet hatten, darunter eine Reihe der vornehmsten 
Edelleute des Landes, suspendirt, und eine Anzahl von Per- 
sonen aller Stände, Grafen, Bankiers, Officiere, Bauern und 
Dienstknechte wegen verschiedener Bethätigung welfischer Ge- 
sinnung in der Festung Minden eingesperrt wurden. Der 
Schlag hatte wenigstens die Wirkung, daß der Straßenlärm 
völlig aufhörte und die öffentliche Ordnung nicht weiter 
gestört wurde. 
Als damit Ruhe im Lande geworden, schritt Bismarck 
ohne Zögern zu der Behandlung der eigentlichen Lebensfrage 
der deutschen Politik, der Ausarbeitung des Entwurfs für die 
künftige Verfassung des norddeutschen Bundes. Denn nur 
durch wenige Tage war man noch von dem den verbündeten 
Regierungen zu diesem Zwecke gesetzten Termine getrennt, 
und auch hier war noch recht viel, oder eigentlich Alles zu 
schaffen. Allerdings fand Bismarck zwei fertige Entwürfe vor, 
den einen von Max Duncker, den andern von Savigny ver- 
faßt, allein keiner von beiden entsprach seinen Intentionen
	        
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