332 Italienische und spanische Wirren. 1867
ansehnlichen Theil der französischen Streitkräfte gegen Italien
festgelegt und demnach unverwendbar am Rheine zu sehn;
daraus ergebe sich dann unwidersprechlich die weitere Folgerung,
daß er wahrscheinlich in kurzer Frist die Ausführung seiner
herrschsüchtigen Pläne, die Einverleibung Süddeutschlands
trotz des Prager Friedens, beabsichtige. Denn welcher andere
Grund hätte sonst ihn abhalten können, durch aufrichtige
Unterstützung des Congreßgedankens sich Napoleon's Dank-
barkeit und Frankreichs Wohlwollen zu sichern?
Diese Hirngespinnste des überscharfsinnigen Mannes, der
vor den handgreiflich zu Tage liegenden Motiven Bismarck's
eigensinnig die Augen schloß, würden keine Erwähnung ver-
dienen, wenn sie nicht dazu beigetragen hätten, in Paris das
durch die Zollvereinsverträge angeregte Mißtrauen gegen
Preußen wesentlich zu verschärfen.
Während dieser Verhandlungen empfing Bismarck von dem
Grafen Usedom eine Note Mazzini's vom 17. November, worin
dieser die Versicherung wiederholte, daß zwischen Napoleon
und Victor Emanuel ein Kriegsbündniß gegen Preußen bestehe,
daß er aber die Mittel habe, wenn Preußen ihm eine Million
Franken und 2000 Hinterlader schicke, ein solches Bündniß
durch einen Angriff auf die französischen Truppen in Rom
unmöglich zu machen. Bismarck, obwohl mit den französischen
Neigungen Victor Emanuel's bekannt, fand dennoch bei
Napoleon's persönlicher Kriegsscheu die Meldung kaum glaub-
lich, und antwortete dem Grafen Usedom, man könne mit dem
Schreiber der Note erst dann verhandeln, wenn er die Beweise
seiner Behauptung vorlege. Mazzini hielt darauf jeden seiner
Sätze aufrecht, erklärte seine Agenten für absolut zuverlässig,
wollte sie aber nicht nennen. Damit war die Sache erledigt.