1867 Rouher's Erklärung. 333
Mazzini's Meldung war im Einzelnen nicht genau, daß sie
aber keineswegs aus der Luft gegriffen war, sollte sich sehr
bald zeigen ). Immer konnte Bismarck's Abneigung, sich in die
italienischen Wirren einzulassen, dadurch nur gesteigert werden.
Die Verhandlungen über die große Conferenz gingen
unterdessen zwischen den einzelnen Höfen hin und her, stockten
aber überall an der auch von Bismarck aufgeworfenen Frage
über die französischen Absichten. Nach allen bisherigen
Weigerungen erhielt sie plötzlich eine sehr bestimmte Antwort
in den Verhandlungen des gesetzgebenden Körpers zu Paris.
Als am 2. December Jules Favre die Regierung wegen
ihrer römischen Expedition heftig tadelte, erwiderte Moustier
mit einer unumwundenen Anklage gegen Ratazzi, daß er vom
ersten Tage an Frankreich betrogen und den Zug Garibaldi's
selbst veranlaßt habe, in der Hoffnung, dann als scheinbarer
Beschützer Rom sich anzueignen; einer solchen Betrügerei
habe Frankreich nicht unthätig zusehn können, sondern seinen
Vertrag mit seiner Fahne decken müssen. Die Verhandlung
setzte sich am 4. und 5. fort, bis sich der Staatsminister
Rouher erhob und nach längerer Erörterung, im Auftrage,
wie er ausdrücklich bemerkte, der Regierung, die Erklärung
abgab: der Papst und Italien müssen lernen, neben einander
in Frieden zu existiren. Sollte Italien noch einmal den
September-Vertrag zu verletzen suchen, so würde es Frankreich
an dessen Stelle finden; niemals wird sich Italien Roms
bemächtigen, nein, niemals, ist das klar? Weder Roms,
setzte er hinzu, noch des Patrimoniums in seinem jetzigen
1) Vg. Diamilla-Müller, politica segreta italiana p. 337. Der
Verfasser war einer der intimsten Vertrauensmänner Mazzini's und
stand zugleich bei der italienischen Regierung in großem Ansehn.