336 Italienische und spanische Wirren. 1868
über die beabsichtigte Heeresreform einen für die Regierung
sehr unerwünschten Verlauf gehabt hatte. Nach dem Plane
des Kriegsministers, Marschalls Niel, sollte die jährliche
Recrutirung so weit vermehrt werden, um die Kriegsstärke
der Feldarmee, Linie und Kriegsreservisten, binnen acht Jahren
auf 800000 Mann zu erhöhn. Die Dienstzeit war auf
neun Jahre normirt, jedoch mit Fortdauer der Stellvertretung.
Als weitere Reserve, der preußischen Landwehr entsprechend,
sollte eine mobile Nationalgarde von ungefähr 400000 Mann
dienen, die allerdings zum größten Theile aus Mannschaften
bestehn würde, die nicht gedient hatten, sondern nur in
periodischen kurzen Ubungen eine oberflächliche Ausbildung
erhalten sollten. Zugleich war Niel unablässig bemüht, die
erforderliche Vermehrung des Materials an Waffen, Kleidern,
Nahrungsmitteln u. s. w. zu erreichen. Aber unüberwindliche
Schwierigkeiten stellten sich ihm in den Weg. Es waren
dazu mehrere neue Gesetze und starke Geldbewilligungen durch
die Kammern nöthig. Dieselbe Opposition aber, welche
unaufhörlich die Regierung wegen ihrer Schwäche gegen die
italienische und die deutsche Einheitsbewegung angriff, welche
in allen Tönen die Vergeltung für Sadowa forderte und
Frankreichs Ehre und Größe durch die Schuld der Regierung
für verletzt erklärte, eben diese Opposition tobte mit ver-
doppeltem Eifer gegen alle Forderungen des Kriegsministers.
Denn als durch diese die Möglichkeit eines Bruches mit
Preußen sich in dichter Nähe zu erheben schien, dachten sie
dann auch an glänzende Siege auf deutschem Boden, welche
dem Kaiser erneute Glorie und Stärke zuführen und ihm
die Mittel zur Vernichtung aller innern Gegner geben würden.
In dieser Sorge warfen sie die Revanche für Sadowa über