Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

338 Italienische und spanische Wirren. 1868 
riefen die jungen Herrn der höhern Classen, nächstens will 
man uns als gemeine Soldaten in die Casernen einsperren? 
nein, eine solche Gemeinheit wollen wir den Preußen über- 
lassen:). Dabei war mit Ausnahme des Kaisers und weniger 
Generale alle Welt von der Unbesiegbarkeit der französischen 
Armee auch in ihrem bisherigen Bestande überzeugt. In 
vier Welttheilen hatte sie überall siegreich gefochten, Araber 
und Chinesen, Spanier und Mexikaner, Russen und Oster- 
reicher waren vor ihren Bajonetten geflohn. Und diese 
Armee sollte den widerwärtigen Preußen nicht gewachsen 
sein? Oder diese Preußen sollten ihr gegenüber die Kühnheit 
haben, von einem Angriff auf Frankreich zu träumen? 
Niemand wollte das glauben, nichts erschien überflüssiger, 
als eine so drückende Verstärkung der Armee zur Sicherung 
Frankreichs. Hinter diesen Anträgen lauerten, wie man 
meinte, offenbar ganz andere Pläne der kaiserlichen Herrsch- 
sucht, die von der Opposition ganz zutreffend signalisirt 
würden. Es kam dazu, daß Niel's Bestrebungen selbst in 
den höchsten Regierungskreisen Widerstand fanden. Der 
bisher allmächtige Staatsminister Rouher war ein Mann 
des Friedens, unbesorgt über eine preußische Offensive, um 
so mehr aber von Eifersucht gegen den Marschall Niel erfüllt, 
dessen Einfluß bei einem großen Kriege den seinigen über- 
flügeln würde, und dem er zutraute, daß er deshalb so 
eifrig rüste, um dann den Kaiser zum Angriff auf Deutsch- 
land zu bestimmen. Das wurde unmöglich, wenn die Kammer 
dem Marschall die erforderlichen Geldmittel für die Reform 
des Heeres versagte, und Rouher's Vertrauensmänner, die 
in diesem Sinne die Abgeordneten bearbeiteten, fanden 
1) Prosper Mérimée, lettres à une Inconnue.
	        
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