Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

340 Italienische und spanische Wirren. 1868 
italienischem Antrag ein Vertheidigungsbund zu Dreien 
geschlossen, mit der Verheißung gemeinsamer Verhandlung 
bei jeder politischen Frage, sowie im Kriegsfalle der Garantie 
für den Besitzstand der drei Mächte; bei einem glücklichen 
Ausgang des Krieges würde Italien Welschtyrol und eine 
Flottenstation in Tunis erhalten. Bei einer Papstwahl 
würden die drei Mächte für die Erhebung eines ihnen 
erwünschten Candidaten zusammen wirken. Damit der Ver- 
trag geheim bliebe, sollte er zunächst durch eigenhändige 
Briefe der drei Monarchen bekräftigt werden7. 
Auffallen könnte in einem Vertragsentwurf, bei dem 
auch Osterreich als Theilnehmer gedacht war, die italienische 
Forderung von Welschtyrol. An der vollständigen Einigung 
der italischen Nation fehlte eben Welschtyrol ganz so wie 
Rom, und die italienische Forderung konnte dahin verstanden 
werden, daß Italien als Preis für sein Bündniß sich einst- 
weilen mit Welschtyrol begnügen würde, vorausgesetzt, daß 
Napoleon seine Truppen aus Rom sofort und zwar auf 
Nimmerwiederkehr abrufe. Nun aber mußte es äußerst fraglich 
erscheinen, ob Osterreich auch bei reicher anderweitiger Ent- 
schädigung Welschtyrol abtreten würde, und dann blieb wieder 
Italiens Drang nach Rom ohne Ablenkung noch Aufschub 
in Kraft. Demnach lehnte Napoleon die Rückberufung seiner 
Truppen aus Rom entschieden ab, so lange nicht bestimmtere 
und für den Papst annehmbare Garantien für dessen Sicherheit 
und Unabhängigkeit festgestellt seien. Da es aber auf der 
Welt kein Angebot gab, welches für Italien möglich gewesen 
und zugleich dem Papste annehmbar erschienen wäre, so blieb 
nach unendlichem Briefwechsel zwischen Victor Emanuel und 
Massari 1 c. II, 354.
	        
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