356 Deutsche und orientalische Frage. 1867
rumänische Deputation nach Düsseldorf führte, um dem Prinzen
Karl seine Wahl anzukündigen, hatte er ihm, um den Reiz
des Angebots zu erhöhn, eine Karte von Großrumänien
vorgelegt, auf der alle jene Landschaften als Eigenthum der
rumänischen Krone eingezeichnet waren. Der Prinz aber
hatte von so ausschweifenden Plänen nichts wissen wollen.
Jetzt aber lenkte Bratianu als Minister des Innern die
Verwaltung des Landes, und ohne den Fürsten, der ihm
volles Vertrauen schenkte, viel zu fragen, schritt er zu einer
weiten revolutionären Agitation. Im Juni 1867 kam es
in mehreren bulgarischen Orten zu Aufständen, die jedoch
von dem türkischen Pascha auf der Stelle blutig unterdrückt
wurden. Türkischer Seits wurden Anregung und Unterstützung
der Tumulte der rumänischen Regierung zur Last gelegt,
von dieser, wie sich versteht, die Anklage bestritten, von der
übrigen Welt aber um so mehr geglaubt, als einige Wochen
später in Bukarest ein großer Congreß von Vertretern der
dako-rumänischen Nation aus allen oben genannten öster-
reichischen Provinzen mit großem Pomp zusammentrat, aller-
dings nach seinem Programme lediglich mit der harmlosen
Absicht, eine dako-rumänische Akademie zu begründen. Damals
war es, daß in Salzburg Graf Beust von der Möglichkeit
einer Besetzung Rumäniens durch Osterreich redete, und
Kaiserin Eugenie, zur Zeit dem Fürsten Karl günstig, dem
Minister zurief: „Sie sind zu lebhaft, Herr von Beust.“ Allein
Bratianu arbeitete weiter, in seinen Hoffnungen gesteigert
durch den ernsten und unermüdlichen Eifer, womit Fürst
Karl der Neubildung und Entwicklung des rumänischen Heer-
wesens oblag, während der Minister durch seine patriotischen
Fantasien die Kammer für die Bewilligung eines reichen