Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1868 Militärische Abreden zwischen Preußen und den Südstaaten. 365 
des obern Rheins und des Schwarzwaldes Norddeutschland 
eine wirksame unmittelbare Hülfe im ersten Augenblicke schon 
der Entfernung nach zu leisten nicht in der Lage sei, daß 
eine weit größere Sicherung des deutschen Südens aus der 
Vereinigung aller deutschen Streitkräfte am mittleren Rhein 
erwachse, welche von dort, sei es auf dem rechten oder dem 
linken Ufer, offensiv in die Flanke der feindlichen Invasion 
vorgingen, und diese nothwendig sehr bald zum Stehn oder 
zur Umkehr zwingen müßten.“ 
Moltke hob dabei hervor, daß die süddeutschen Fürsten, 
diesen Ansichten beipflichtend, in Hingebung an die gemeinsame 
Sache und im Vertrauen auf die obere Heeresleitung bereit 
gewesen, das eigene Landesgebiet von ihrer activen Militär- 
macht zu entblößen, um sie dem norddeutschen Heere unmittelbar 
anzurcihn. Um so schwerer wiege dabei die Verpflichtung, 
welche der Norden übernahm. 
Es bedarf keiner Ausführung, wie wichtig die so gewon- 
nenen Absprachen waren, zumal es nicht Preußen, sondern 
der eigne Entschluß der süddeutschen Fürsten gewesen, der 
sie veranlaßt hatte. Die bittern Erfahrungen, welche im 
Kriege von 1866 die Zersplitterung der Streitkräfte zum 
Schutze jedes kleinen Vaterlandes zur Folge gehabt, waren 
unvergessen geblieben. 
Alle diese Vorgänge blieben natürlich im Auslande nicht 
unbemerkt und bewirkten, wenn man auch die Ergebnisse der 
Berliner Conferenzen nicht zu erkunden vermochte, eine 
wachsende Aufregung vor Allem in Paris und Wien. Wie 
sehr auch Napoleon durch quälende Krankheit und durch 
Unzulänglichkeit seines Heerwesens von jeder Kriegslust ferne 
gehalten wurde, wie war auf die Dauer ein Ausbruch zu
	        
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