1868 Aufregung der Magyaren gegen Rumänien. 373
die sichere und besonnene Art des Fürsten würde den Unfug
in Schranken halten. Aber war es nun, daß der Einfluß
des phantastischen und begabten Menschen den Fürsten bis
zu einem gewissen Grade mit sich fortriß, oder daß der Fürst
von dem Treiben seiner Minister in dem für ihn noch fremden
Lande keine ausreichende Kenntniß erhielt, das Übel nahm
in jedem Monat größern Umfang an. Die Pforte hatte
längst eine förmliche Untersuchung des Verhaltens der
rumänischen Regierung durch großmächtliche Commissare be-
antragt, und, was dem Grafen Bismarck viel wichtiger war,
auch der Nationalstolz der Magyaren, die bisher so gute
Freunde der deutschen Sache gewesen, fing Feuer, als die
Rumänen die Hand nach Provinzen der Stephanskrone, und
zwar, wie man jetzt auch in Ungarn annahm, unter preußisch-
russischem Schutze, auszustrecken wagten. Die magyarische
Presse schlug einen gewaltig hohen Ton an. Wir haben,
hieß es, volle Sympathie mit der deutschen Entwicklung;
wir wollen weder den Wiedereintritt Osterreichs in den
deutschen Bund, noch einen Widerspruch gegen die Über-
schreitung der Mainlinie durch Preußen, und wir wissen,
daß auch Beust denselben Willen hat; denn er will nur, was
er kann, und er kann nur, was Ungarn will: sollte aber
durch preußische Intriguen die Unversehrtheit des Donau-
reiches bedroht werden, so würde dies Alles in sein Gegen-
theil umschlagen, dann würde die Freundschaft mit Preußen
in Rauch aufgehn und Ungarn mit Osterreich vereint alle
Mittel zur Niederwerfung des Friedensstörers aufbieten.
Bismarck war nach wie vor der Ansicht, nicht als
Störer, sondern als Erhalter des Friedens zu wirken. Noch
immer hielt er es für gewiß, daß Napoleon keinen Angriffs-