Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

40 Vorbereitung des Reichstags. 1866 
künftige Leitung des deutschen Südens. An beiden 
Punkten hatte Bismarck schon bei den Gesprächen im August 
1866 seine Bedenken erhoben. Er bemerkte dem Grafen 
Benedetti, der Abschluß einer Offensivallianz würde in ganz 
Europa den Argwohn gegen eine große Friedensstörung er- 
wecken. Was Luxemburg betreffe, so sei er bereit, dem Könige 
den Abzug der vertragsmäßig preußischen Besatzung aus der 
ehemaligen Bundesfestung zu empfehlen, wenn ein festes 
Freundschaftsverhältniß mit Frankreich zu Stande komme. 
Unter keinen Umständen aber könne Preußen, wie der Pariser 
Entwurf es begehre, die Initiative im Haag für die Abtretung 
des Landes an Frankreich ergreifen, und vollends nicht dem 
König von Holland zur Entschädigung für Luxemburg ein 
anderes deutsches Land abtreten 1). Preußen habe nicht 
weniger als Frankreich auf eine erregte öffentliche Meinung 
Rücksicht zu nehmen; durch das vorgeschlagene Verfahren 
würde seine nationale Stellung in ganz Deutschland com- 
promittirt werden. Ihr wollt Luxemburg einverleiben, sagte 
er, so ist es Euere Sache, Euch zuerst zu compromittiren, 
und wir sehen dann, was wir thun können. Ihr habt gute 
Freunde unter den Luxemburger Notabeln; bewirkt durch sie 
dort eine Agitation für den Abzug unserer Besatzung, eröffnet 
dann ohne unser Vorwissen eine geheime Unterhandlung im 
Haag, und wenn Ihr darüber eine vollendete Thatsache vor- 
legen könnt, so würde vielleicht die Anerkennung derselben in 
Deutschland durchgehn. Mit einem Worte, eine positive Unter- 
1) Rothan (nach Benedetti's Berichten) affaire de Luxembourg 
p. 29 ff.: Auch Bismarck erwähnt die Landabtretung an Holland nach 
den in Cercey weggenommenen französischen Acten, Preußischer Staats- 
anzeiger October 1871.
	        
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