46 Vorbereitung des Reichstags. 1867
einzulassen, der mir eine so unsichere Gesinnung entgegen
bringt; möge also die große Bündnißfrage auf sich beruhn
bleiben. Sie war in der That damit begraben.
Einige Wochen nachher ließ Moustier noch einmal in
Berlin erklären, man sei stets zum Bündniß bereit. Es hatte
den Werth einer Visitenkarte, die man bei einem Bekannten
zu einer Zeit abgibt, wo er sicher nicht zu Hause ist.
Napoleon's Stimmung hatte unter dem Eindruck der
Berliner Nachrichten eine vollständige Wandlung erfahren.
In diesem Moment entschied sich, wie wir später darlegen
werden, ein gründlicher Umschlag seiner innern Politik, und
zugleich ein fester Entschluß, trotz aller Hindernisse Frank-
reichs Streitkräfte so stark wie möglich zu vermehren. Denn
ganz entschieden hielt er an dem Gedanken der Erwerbung
Luxemburgs fest, die er ebenso wie seine Minister und der
Graf Benedetti als die erste Station auf der Straße nach
Brüssel betrachtete. Es wurde beschlossen, da Preußen im
Haag nicht dafür wirken wollte, die Sache jetzt selbst in die
Hand zu nehmen, und zwar gerade auf dem von Bismarck
bezeichneten Wege, zunächst einer populären Agitation in
Luxemburg, sodann einer geheimen Unterhandlung im Haag.
Nach dem Contraste des letzten Gesprächs mit den im August
von Bismarck zugelassenen Hoffnungen regte sich in Paris
gegen den Minister, der freilich nie ein Versprechen gegeben,
ein starkes Mißtrauen, jedoch blieb man auch jetzt bei dem
Gedanken, wenn man lediglich dessen eigne Rathschläge aus-
führe, könne er doch unmöglich hindernd eingreifen; er werde
eben geschehen lassen, und demnach auch ohne förmliche
Allianz Preußens Neutralität in dieser Angelegenheit that-
sächlich gesichert sein. Marquis Moustier sandte bereits einige